Restaking: Woher kommt die Yield?

onchainaustria.at
6 min readJul 4, 2024

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von onchainaustria.at

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Seit gut einem Jahr läuft der Hype um die neue Kryptonarrative “Restaking”, die ETH-Stakern ein zusätzliches Yield auf ihre normalen 3 oder 4% Staking-Yield verspricht. Dies wird durch neue Restaking-Protokolle wie EigenLayer oder Karak ermöglicht. Dass das zusätzliche Yield ein zusätzliches Risiko bedeutet, ist den meisten Interessierten klar. Aber wer bezahlt diese zusätzlichen Erträge eigentlich? Dies wollen wir hier kurz und bündig erläutern.

Die kurze Antwort lautet: die AVSs (Actively Validated Services), also die Entitäten, die Eigenlayer nutzen, um Sicherheits- und Validierungsdienste zu erhalten. Aber wer sind diese genau, und woher generieren sie wiederum Umsätze, um das zu bezahlen?

Dafür müssen wir uns kurz ansehen, wie Ethereum und Eigenlayer funktionieren, in einer vereinfachten Beschreibung.

Ethereum

Ethereum ist eine Proof of Stake Blockchain. Sie besteht aus tausenden von Nodes (Computern, die die Ethereum-Software laufen lassen), die jeweils einmal oder öfter 32 ETH (~100.000$) als Collateral auf der Blockchain staken und somit hinterlegen. Diese Nodes validieren eingehende Transaktionen, die innerhalb von Blöcken gespeichert werden. Sie werden daher auch Validatoren genannt. Der Stake kann als Collateral betrachtet werden, da er gesperrt ist und bei Fehlverhalten des Validators auch “geslashed” (weggenommen) werden kann. Dadurch ist jeder Validator incentiviert, sich ehrlich zu verhalten und nicht zu versuchen, die Blockchain zu betrügen. Einfach gesagt, ist es technisch so konstruiert, dass der Validator immer mehr Wert durch Slashing verlieren würde, als er durch Betrug gewinnen könnte. Dadurch entsteht eine dezentrale Datenbank, die sich an vorprogrammierte Regeln hält und die jeder frei nutzen kann.

Restaking am Beispiel EigenLayer

Restaking setzt hier an, indem es sagt: Okay, wenn wir schon viele Nodes haben, die weltweit verteilt und daher dezentralisiert sind und die wissen, wie man etwas validiert, warum nutzen wir diese nicht, um noch andere Services zu validieren? Die Nodes (Validatoren) bringen ja bereits Hardware, Software und Stake (Collateral) mit. Wichtig ist noch zu verstehen, dass derjenige, der das ETH besitzt, nicht zwangsläufig derjenige sein muss, der auch validiert. Man kann sein ETH in Staking-Pools oder sogenannte Liquid-Staking-Protokolle (LSTs wie Lido) trustless an Validatoren delegieren, wenn man nicht selbst die Hardware und Software betreiben möchte/kann.

Nun zum Restaking: Das Ganze ist so aufgebaut, dass EigenLayer ein Smart Contract ist, dem die ETH-Staker das Recht geben, ihr Collateral zu slashen unter bestimmten Bedingungen, nämlich nur dann, wenn der andere Service (AVS), der nun mit validiert wird, nicht ordnungsgemäß validiert wird. Technisch kann es also so sein, dass man selbst ein Node Operator und Validator mit Collateral ist und sich in Eigenlayer als Node Operator anmeldet. Oder man ist Node Operator mit oder ohne eigenem Collateral und lässt sich das Collateral von anderen ETH-Stakern delegieren.

Rein praktisch sieht es dann so aus, dass viele User ihr bereits gestaketes ETH in Form von LSTs (Liquid Staking Token) in Eigenlayer parken und es einige hundert Node Operatoren in Eigenlayer zur Auswahl gibt, an die man delegieren kann. Diese übernehmen dann den technischen Job. So sieht eine Seite der Plattform aus. Die andere Seite ist die, die Eigenlayer für Validierungszwecke nutzt — die AVSs.

Eine AVS stellt ihre Software (Client) den Node Operatoren in Eigenlayer zur Verfügung, die diese betreiben können, wenn sie wollen. Für das Betreiben der Software müssen sie von den AVSs bezahlt werden, wobei sie einen Teil der Einnahmen an diejenigen weiterleiten, die das Collateral zur Verfügung stellen. Das wäre dann die Extra-Yield, die man durch Restaking bekommt. Diese Gebühr wird aber nicht nur für das Betreiben der Software bezahlt, sondern auch für das Bereitstellen des Collaterals.

Warum sollte aber eine AVS diesen Service nutzen und dafür bezahlen? Wer könnten diese AVSs sein?

Hier ein paar Beispiele: Dappchains, Oracles, Layer2s oder Bridges.

Nehmen wir das Beispiel einer Dappchain: Eine Dappchain ist vor allem aus dem Cosmos-Ökosystem bekannt. Es ist eine dezentrale Applikation (dApp), die ihre eigene Blockchain aufbaut, z. B. nach dem Baukastensystem von Cosmos (Cosmos SDK), um ihre dApp darauf laufen zu lassen. Dies hat einige Vorteile, weil die Chain genau auf die Needs der dApp abgestimmt ist und nicht durch andere dApp überlastet wird. Um eine eigene Dappchain aufzubauen, braucht es aber, am Beispiel der Cosmos SDK, mindestens 60, besser 100 Node Operatoren, die den Clientsoftware laufen lassen, um ausreichend dezentralisiert und dadurch zensurresistent zu sein. Diese 100 Node Operatoren wollen bezahlt werden. Üblicherweise setzt die Dappchain einen eigenen neuen Token auf, der als Collateral von den Node Operatoren gestaked werden muss, um ein PoS-Blockchainsystem zu erstellen. Der Token hat dann üblicherweise noch weitere Funktionen innerhalb der dApp, um Nachfrage und damit Wert zu generieren. Durch den freien Markt erhält der Token dann einen bestimmten Preis. Die Node Operatoren werden dann üblicherweise durch eine eingebaute Inflation im Token (Token Issuance) bezahlt. Diesen geben sie zum Großteil an die Collateralgeber weiter, behalten sich aber auch eine Kommission ein. Im Endeffekt werden sie bezahlt durch die Marktteilnehmer, die den Token kaufen und nutzen.

In schlechten Beispielen werden hier die Kosten von den Tokenholdern getragen, die einfach immer weiter verwässert werden und deren Token an Wert verliert (z. B. Juno). In guten Beispielen, wie bei der Tradingplattform dydx, generiert die dApp durch hohe Nutzung so viele Fees, dass die Node Operatoren und Staker sogar direkt durch diese Fees bezahlt werden können.
Nun könnte so eine Dappchain hergehen und sagen, anstatt den Aufwand und damit auch die Kosten in Kauf zu nehmen, ein eigenes Node Operatoren-Set aufzubauen und konstant durch Token Issuance zu bezahlen — ein Kostenpunkt, der durch die Nutzung meiner dApp erst wieder eingenommen werden muss — nehme ich ein Node-Operatoren-Set aus EigenLayer. Denn die bringen nicht nur Erfahrung im Validieren und ihre eigene Hardware mit, sondern eben auch große Collateralmengen. Dadurch ist ihr Fehlverhalten negativ incentiviert und aller Wahrscheinlichkeit wird meine Dappchain sauber validiert, auch dann wenn sich irgendwann sehr große Kapitalmengen (TVL) auf meiner Chain bewegen. Denn je höher der TVL (Total Value Locked), desto mehr würde sich ein Betrug der Validatoren auszahlen. Umso höher muss das hinterlegte Kapital sein, damit dies nicht passiert und durch Slashing negativ incentiviert ist.

Ich spare mir also hier als Dappchain einen großen Kostenpunkt und kann anstatt die Validatoren direkt bezahlen, dies zu einem günstigeren Verhältnis tun. Dadurch muss meine dApp weitaus weniger Fees bzw. Umsätze durch Nutzung generieren, als sie müsste, wenn ich mein eigenes Set an Node Operatoren bezahlen muss.
Das Ganze wird immer etwas abstrahiert und schwer verständlich durch das Aussetzen eines eigenen Tokens. Das entsteht durch die verwirrenden Economics, die entstehen, weil Token gleichzeitig als Shares zu einem Projekt gesehen werden und daher stark Nachfrage durch Spekulation generieren. Daher denkt man, es wäre netto positiv, einen eigenen Token zu haben, den man staken kann (ein anderer Nachfragetreiber), um die Dappchain selbst zu validieren und die Node Operatoren zu bezahlen. Netto verlagert man aber nur die Kosten auf die Tokenholder, die durch Token Issuance weiter verdünnt werden. Über das Nutzen von Restaking könnte sich die dApp auf den reinen Nutzen der dApp fokussieren und die generierten Fees tatsächlich an die Tokenholder weiterleiten, um Wert aufzubauen, zum Teil natürlich auch, um die Node Operatoren in EigenLayer zu bezahlen.
Unterm Strich ist es einfach ein effizienteres System, schon vorhandene Node Operatoren und vorhandenes Collateral zu nutzen.

Beim Beispiel Oracles ist es ja auch so, dass es vieler Nodes bedarf, die Realwelt-Daten in die Blockchain einspeisen. Die Node Operatoren müssen genauso incentiviert werden, diesen Job auszuführen und ehrlich zu sein. Auch hier kann EigenLayer genutzt werden, um sich zu ersparen, ein eigenes Set an Nodes aufzustellen und zu bezahlen.

Ähnlich könnten auch Bridges EigenLayer nutzen, um vor allem große Transaktionen zwischen Blockchains zu validieren und über das hinterlegte riesige Kapital der Restaker abzusichern. Für Layer2 wird EigenLayer bzw. Restaking vor allem dann interessant, wenn es um die Dezentralisierung des Sequencers geht, also dem Operator, der alle Transaktionen am Layer2 bündelt und auf den Mainlayer schreibt. Auch dieser soll in Zukunft bei den meisten Layer2 dezentralisiert werden und also aus mehreren Nodes bestehen, die wiederum Operatoren und Collateral benötigen.

Woher kommt also die Yield für das Restaking?

Sie kommt aus einer Effizienzsteigerung, die dadurch entsteht, dass vorhandene Node Operatoren (Hardware und Software) und vorhandenes Collateral mehrfach genutzt wird.

Was ist der genaue Geldfluss? DApps, Oracles, Bridges und Layer2 generieren Umsätze durch Token Issuance oder Fees und bezahlen dafür die PoS-Infrastruktur dies sie benötigen. Diese wird zur Verfügung gestellt von Node Operatoren und Restakern innerhalb einer Plattform wie EigenLayer.

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