Der Wettstreit der Krypto-Ökosysteme: Ethereum vs. Solana vs. Cosmos
von onchainaustria.at
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Wer wird im nächsten Bullenzyklus dominieren und wie sollte man sein Portfolio ausrichten? Einblicke in die gespaltene Expertenmeinung.
In den letzten Tagen und Wochen hat sich der Kampf zwischen Ethereum und Solana in der Welt der Kryptowährungen weiter intensiviert. Solanas Preisentwicklung hat die von Ethereum deutlich übertroffen (Abb.2). Aktuell schwächelt Ethereum, auch im Vergleich zu Bitcoin. Diese Entwicklung steht im Kontrast zu der These, die im Sommer noch verbreitet war, nämlich dass Ethereum mit seinen Layer-2-Lösungen anderen Layer-1-Blockchain-Netzwerken die Existenzgrundlage entziehen würde. Nun scheinen viele Influencer (e.g. Crypto Banter, Abb.1) auf den Solana-Zug aufzuspringen, während Ethereum einem Höhepunkt an Kritik ausgesetzt ist. Ein detaillierter Einblick.
Das Cosmos-Ökosystem könnte sich als der „lachende Dritte“ herausstellen, der still und heimlich immer mehr Aufmerksamkeit und Traktion gewinnt und somit eine echte Alternative zu den etablierten Playern darstellt. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass der Wert des Cosmos-Ökosystems nicht an einen einzelnen Coin gebunden ist.
Es gibt vier grundlegende Eckpfeiler, um ein Ökosystem zu bewerten: die technologische Seite, die User-Experience, die Wertschöpfung des Coins selber, und die momentane Datenlage (Nutzerzahlen, Total Value Locked (TVL), Anzahl der Adressen, Entwickler-Aktivität etc.), einschließlich der Wachstumsraten.
- Technologie
- Nutzer-Erlebnis
- Das Asset (ETH, SOL, ATOM)
- Datenlage
Im weiteren Verlauf des Artikels werden wir auf die Projektbewegungen eingehen, also darauf, für welches Ökosystem sich neue Projekte entscheiden bzw. ob etablierte Projekte wechseln. Anschließend diskutieren wir Risiken und Kritikpunkte der Ökosysteme — technische Aspekte, regulatorische Herausforderungen und die Konkurrenz — sowie deren aktuelle Marktanaylse. Zum Schluss kommen wir zu einem Fazit und der daraus resultierenden Portfolioallokation zum Thema Layer-1-Infrastruktur.
Lasst uns eintauchen und diese spannenden Entwicklungen in der Welt der Blockchain-Technologie und Kryptowährungen genauer unter die Lupe nehmen!
Technische Betrachtung
Das Blockchain-Trilemma (Abb3.) besagt, dass eine einzelne Blockchain nicht gleichzeitig in allen drei Eckpfeilern — Sicherheit, Skalierbarkeit und Dezentralisierung — optimal skalieren kann. Einer dieser Aspekte bleibt dabei stets zurück.
In der Welt von Krypto existieren drei verschiedene Lösungsansätze für das Blockchain-Trilemma, die durch die großen Smart-Contract-Plattform-Ökosysteme repräsentiert werden: Ethereum, Solana und Cosmos.
Dezentralisierung und Sicherheit
Die Frage, wie dezentralisiert und sicher ein Blockchain-Netzwerk sein muss, ist in der Tat komplex und hat keine einheitliche Antwort. Es gibt keine magische Grenze, da die Anforderungen an Dezentralisierung und Sicherheit oft mit dem Wert und der Bedeutung des Netzwerks wachsen.
Die Diskussion darüber, ob diese Themen überbewertet werden und ob es sich um eine Art von Sicherheits- und Dezentralisierungstheater handelt, ist im Blockchain-Bereich verbreitet.
Während zentralisierte Systeme die herkömmliche Cloud-Server (AWS etc.), wie im Beispiel von Online-Spielen wie World of Warcraft, mit ihren geschlossenen Ökonomien gut funktionieren, bieten Blockchain-Netzwerke weitere Vorteile, die über reine Redundanz und Wiederstandfähigkeit hinausgehen. Diese beinhalten Aspekte wie fehlende Eigentümer (Trustlesness), die Möglichkeit grenzübergreifender Transaktionen (Interoperability)und allgemeine freie Zugänglichkeit (Permissionless).
Größere Dezentralisierung hilft auch dabei, Zensurresistenz und Unabhängigkeit von einzelnen Kontrollinstanzen zu gewährleisten. Es geht also nicht nur um technische Sicherheit, sondern auch um die Schaffung eines offenen, gleichberechtigten und widerstandsfähigen Systems. In diesem Kontext werden Dezentralisierung und Sicherheit als grundlegende Bausteine betrachtet, die Vertrauen und Stabilität in das Netzwerk bringen und können auch unter dem Begriff Wiederstandfähigkeit (Resilience) zusammengefasst werden.
Skalierbarkeit
- Horizontales Skalieren (Cosmos)
Cosmos verfolgt den Ansatz des horizontalen Skalierens (Abb.4). Ihre Philosophie besagt, dass jede dezentralisierte Anwendung (DApp) ihre eigene Blockchain (Consensus PoS) haben sollte, die jedoch durch eine sichere, auf Protokollebene implementierte Brücke miteinander verbunden ist. Dies bedeutet, dass zum Transfer von Token und Assets zwischen verschiedenen Chains keine Drittanbieter erforderlich sind. Stattdessen nutzen alle Chains den gleichen Baukasten (die Cosmos SDK) und sind somit über das Inter-Blockchain-Protokoll (IBC) sicher miteinander verbunden. Die einzelnen Chains sind dabei moderat dezentralisiert, mit etwa 100 Nodes pro Chain. Der Vorteil dieses Systems ist die Entwicklung eines Ökosystems, das horizontal unbegrenzt skalieren kann, wobei jede einzelne Chain ausreichend schnell ist.
Im Cosmos-Ökosystem ist die Kommunikation zwischen verschiedenen DApps beschränkt; sie erfolgt hauptsächlich durch das Übertragen von Token über das IBC. Die Liquidität ist auf den einzelnen Chains fragmentiert und muss den Weg über das IBC nehmen. Die Cosmos Lösung dieses Problems besteht darin, dass eine spezifische Chain als zentraler Knotenpunkt für bestimmte Funktionen innerhalb des Ökosystems dient. Beispielsweise beherbergt die Chain „Osmosis“ den gesamten dezentralisierten Token-Austausch (DEX, dezentralized exchange) des Ökosystems, wodurch sich dort die benötigte Liquidität sammelt. Ähnlich verhält es sich mit „Kava“, einer Chain, die sich auf das Ausleihen und Verleihen (Borrowing and Lending) spezialisiert hat.
2. Vertikales Skalieren (Solana)
Solana, widerspricht gewissermaßen dem Blockchain-Trilemma und setzt auf ein vertikales Skalierungsmodell mit nur einer Blockchain (Abb.5). Der Konsensus-Algorithmus basiert auf Proof of History (PoH), einer Abwandlung von Proof of Stake (PoS). Konsensus- und Ausführungsclient sind in einem gemeinsamen Protokoll integriert. Es gibt Validatoren und RPC-Server: Erstere erfassen Transaktionen, letztere validieren diese. Mit rund 2400 Nodes ist die Chain moderat dezentralisiert.
Ein großer Vorteil Solanas liegt in der fortschrittlichen Technologie, die ein extrem schnelles Netzwerk ermöglicht (bis zu 40.000 TPS), was wiederum sehr geringe Transaktionskosten (0,0001–0,0003 Dollar) zur Folge hat.
Ein Nachteil sind die hohen Hardware-Anforderungen für das Betreiben einer Node und die Notwendigkeit eines erheblichen Stakes an Solana Coins, um als Validator profitabel zu sein. Kritisch sind hier die erforderliche Bandbreite (nur Glasfaser und 1 Gbit) . Bei Solana verursacht das Validieren durch Votes sogar Transaktionsgebühren. Viele dieser Votes sind in den täglichen Transaktionszahlen enthalten, was zu Verfälschungen der Gesamtzahlen führt.
Dies alles führt zu der eher moderaten Dezentralisierung und stellt ein potentielles Angriffsrisiko dar. In der Vergangenheit kam es bei Solana zu Komplettausfällen, da Konsens- und Ausführungsclients nicht getrennt waren. Jedoch läuft das Netzwerk fast seit einem Jahr stabil (Feb 2023). Da es nur eine Chain gibt, können sich alle Assets frei bewegen, ohne dass Brücken im Ökosystem benötigt werden. Alle DApps können miteinander kommunizieren, was eine Fragmentierung der Liquidität verhindert.
3. Sharding (Ethereum)
Ethereum, als Pionier in diesem Bereich, ist seine Architektur auch zum Teil seiner Geschichte geschuldet. Mit jedem Upgrade, wie beispielsweise dem Merge — dem Übergang von Proof of Work (PoW) zu Proof of Stake (PoS) — entwickelt sich das Netzwerk weiter und verbessert sich. Die Skalierung erfolgt über das Sharding-Modell (Abb.6). Das Ethereum-Mainnet, der Baselayer sozusagen, zeichnet sich durch einen extrem hohen Grad an Dezentralisierung und vor allem Sicherheit aus. Mit 7500 Nodes und 750.000 Validator-Keys ist das Netzwerk stark dezentralisiert. Dies ist auch bedingt dadurch das die Hardwarekosten für das Betreiben eine Node relativ günstig sind. Allerdings ist die Anzahl der Transaktionen pro Sekunde (TPS) mit etwa 30 sehr gering und daher mit hohen Kosten verbunden, die je nach Netzwerkauslastung zwischen 3 und 100 Dollar liegen können.
Die Skalierung erfolgt über sogenannte Layer-2s wie Rollups, die auf Ethereum aufbauen. Diese Rollups funktionieren wie eigene Chains, die die Ethereum Virtual Machine (EVM) nutzen und somit von allen DApps genutzt werden können. Die TPS auf diesen individuellen Chains liegen bei etwa 1000, und die Kosten bewegen sich im Bereich von etwa 10 $Cent. Rollups bündeln alle ihre Transaktionen und siedeln diese in regelmäßigen Abständen am Ethereum-Baselayer ab. Sollte ein Rollup ausfallen, sind die Transaktionen gesichert und die Gelder könnten am Baselayer wiederhergestellt werden. Dies gewährleistet die Sicherheit des Baselayers und gleichzeitig die Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit des Layer-2s (Rollup). Die Dezentralisierung ist bei den einzelnen Rollups noch vergleichsweise gering, und sie verfügen über sogenannte Sequencer, die sogar einen einzelnen Ausfallpunkt darstellen könnten. Auch dies soll in Zukunft weiter dezentralisiert werden. Die derzeit dennoch relativ hohen Transaktionskosten auf den Rollups werden durch ein Upgrade des Ethereum-Baselayers namens Proto-Danksharding (EIP-4844) Anfang 2024 um das Hundertfache reduziert werden. Dann werden Rollups auch mit anderen Hochdurchsatz-Blockchains wie Solana konkurrenzfähig sein und zudem über die Sicherheit des Ethereum-Baselayers verfügen. Gelder müssen jedoch über Brücken zwischen den Layer-2- und dem Baselayer hin und her transferiert werden, was wiederum kostenintensiv ist. Auch wird die Liquidität dabei fragmentiert. Jedes der Rollups hat seinen eigenen DEX (bzw. alle haben Uniswap, aber mit eigenen Liquiditätspools). Auch das ist ein großer Nachteil.
Neben den Rollups gibt es auch noch die Skalierungslösungen Plasma und Sidechains sowie Validiums (ähnlich wie Rollups). Polygon war beispielsweise eine Sidechain von Ethereum, hat sich aber auch als Layer-2 bezeichnet und wird nun zu einem Rollup. Die beiden Rollup-Typen, Optimistic Rollups und ZK-Rollups, unterscheiden sich in ihrer Art die Transaktionen zu validieren und am Baselayer abzuspeichern bzw. auch durch die Dauer des Bridging-Prozesses. ZK-Rollups sind die komplexere Technologie, die mehr Entwicklungszeit benötigt; daher sind derzeit die Optimistic Rollups etabliert. Langfristig wird jedoch die ZK-Technologie übernehmen.
Rollups stellen zudem ein Modell der Werteextraktion (Value capture) dar, da die Betreiber eines Rollups eine kleine Marge auf die Transaktionsgebühren erheben können. Dies hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits gibt es einen klaren Anreiz, die Skalierung voranzutreiben und die Rollups zu vermarkten. Andererseits besteht der Nachteil darin, dass den Nutzern ein Mehrwert entzogen wird, da die Gebühren über das notwendige Maß hinausgehen können.
Nutzer-Erlebnis (User Experience, UX)
Solana UX
Solana bietet unter den drei Ökosystemen zweifelsohne das beste Nutzererlebnis (User Experience, UX, Abb.7). Die Transaktionen sind so schnell, dass sie exekutieren nahezu sofort, und so billig, dass man sich kaum Gedanken über die Kosten machen muss. Zudem entfällt die Notwendigkeit von Bridging Services, solange man innerhalb des Ökosystems bleibt, da es keine Sidechains, parallelen Chains oder Rollups gibt — alles findet auf derselben Chain statt. Dies hat zwei wesentliche Vorteile: Alle DApps können miteinander kommunizieren oder aufeinander aufbauen (Interoperabilität). Der zweite Vorteil ist, dass sich die gesamte Liquidität auf derselben Chain befindet (Non-fragmented Liquidity). Sie kann zwar über verschiedene DApps verteilt sein, aber nicht wie bei Ethereum, wo ein DEX auf unterschiedliche Liquiditätspools der einzelnen Rollups zugreift. Dies vereinfacht nicht nur den Prozess durch weniger Klicks, sondern verbessert auch die Preise, die man auf einem DEX erhält, wenn die Liquidität tiefer ist (weniger Slippage).
Allerdings setzt dies voraus, dass die Liquidität auch tief genug ist — momentan ist die Liquidität auf fast jedem Ethereum Rollup noch tiefer als auf Solana selbst.
Positiv hervorzuheben ist auch, dass die am häufigsten verwendete Wallet auf Solana (Phantom Wallet) sehr benutzerfreundlich gestaltet ist. Der Prozess des delegierten Stakings kann direkt in der Wallet durchgeführt werden. Es gibt zwar Liquid Staking Protokolle (z.B. Marinade Finance), aber diese sind beim delegierten Staking-System nur dann notwendig, wenn man tatsächlich einen liquiden Gegen-Token (LST) haben möchte. Auf Ethereum wird Liquid Staking auch deshalb genutzt, weil es kein delegiertes Staking gibt und man daher eigentlich keine Staking-Beträge unter 32 ETH selbst staken kann und dann auch nur dann wenn man eine eigen Node betreiben kann.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die aktuelle Architektur von Solana, unter der Bedingung, dass alles auch in Zukunft funktioniert und Transaktionen billig und schnell bleiben — selbst wenn Solana Nutzerzahlen und Liquiditätsdaten erreicht, die Ethereum jetzt schon hat, die bei weitem beste User Experience liefern wird.
Cosmos UX
Sich in das Cosmos-Ökosystem einzuarbeiten, kann zunächst eine etwas eigenartige Erfahrung sein. Viele Nutzer beginnen mit dem ATOM-Token und fragen sich dann, welche Möglichkeiten dieser bietet. Auf ATOM selbst gibt es praktisch keine DApps, die man verwenden könnte. Mit dem Herunterladen der KEPLR Wallet und dem dazugehörigen Dashboard wird es dann interessanter. Hier kann man seine ATOM-Tokens einfach staken und erhält — hauptsächlich aus der Inflation resultierend — seit langem konstant zweistellige prozentuale Erträge. Bald nutzt man dann das erste Mal die IBC Bridge, um zum Cosmos DEX Osmosis zu gelangen, wo man Tokens tauschen und Liquidität bereitstellen kann, wie man es gewohnt ist. Das Swappen über Osmosis kann mittlerweile auch direkt über die KEPLR Wallet selbst erfolgen, einschließlich der IBC-Transfers zu Osmosis und zurück. Generell ist die User Experience vor allem durch die mittlerweile gute Benutzeroberfläche der KEPLR Wallet besser geworden.
Gemischte Gefühle entwickelt man aber, wenn man mit den EVM-kompatiblen Cosmos Chains wie Injective Protocol, Evmos oder Canto interagiert. Hier muss wieder Metamask verwendet werden, um Transaktionen zu signieren. Eine Lösung, bei der sowohl KEPLR als auch Metamask für alle Funktionen genutzt werden können ist aber auch im entstehen. Cosmos ist auch das Zuhause von Thorchain und dem dazugehörigen, einzigartigen Cross-Blockchain DEX Thorswap. Obwohl Thorchain eine Cosmos Chain ist, fühlt es sich in der User Experience nicht als integriertes Projekt an (kein IBC Implementierung). Beispielsweise kann man keine RUNE über die KEPLR Wallet staken (dies gilt auch für einige andere Cosmos Chains wie Fetch.ai oder Band Protocol).
Mit den Neuankömmlingen dYdX (von Ethereum Starknet), einem perpetual DEX, und Celestial (TIA) wird die User Experience vielfältiger. Generell scheint es so, dass neue Projekte und deren Entwickler gerne die Cosmos SDK als Framework verwenden, um ihre eigenen Dapp-Chains mit eigenen Tokens zu haben. Dieser kann dann für das Staken und damit das Validieren genutzt werden und hat dadurch automatisch Nutzen. Die DApp selbst wird aber leider oft über ein eigenes Frontend mit eigenen Wallets bedient, wie bei dYdX mit Metamask, sowie bei Terra Luna 2.0 und Classic, die hauptsächlich ihre DApps mit der Terra Wallet steuern. Zudem fehlt in Cosmos noch eine schlagkräftige NFT-Plattform. Bis jetzt beschränken sich die Use-Cases hauptsächlich auf DeFi.
Die Transaktionsgeschwindigkeit der einzelnen Chains im Cosmos-Ökosystem erreicht mehrere tausend Transaktionen pro Sekunde (TPS), wobei diese Zahl je nach spezifischer Chain variiert. Die Transaktionskosten bewegen sich in der Regel im Bereich von 1 bis 10 Cent. Dies macht die Nutzung des Ökosystems für Anwender von DeFi und NFTs finanziell zugänglich. Allerdings könnten diese Kosten im Bereich Gaming bereits an Grenzen stoßen, da hier oft eine noch höhere Frequenz an Transaktionen mit geringeren Kosten erforderlich ist.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die User Experience anfangs gewöhnungsbedürftig und stark fragmentiert wirkt. Die Tendenz ist jedoch positiv; viele Dinge wurden vereinfacht und werden zunehmend benutzerfreundlicher.
Ethereum UX
Die User Experience von Ethereum ist vielen Nutzern wohlbekannt. Die Interaktion erfolgt hauptsächlich über die Wallet Metamask und Web3-Webseiten, die ein Frontend zu den DApps bieten. Obwohl Metamask weit verbreitet ist, weist es in Bezug auf die User Experience einige Schwächen auf, wie zum Beispiel die Notwendigkeit, jeden Token zur Anzeige einzeln zu importieren. Auch das Hinzufügen neuer Netzwerke ist teilweise noch manuell zu erledigen.
Als Nutzer stößt man auf Ethereum zunächst auf die unglaublich hohen Transaktionsgebühren. Eine einfache ETH-Transaktion kann, je nach Netzwerkauslastung, mehrere Dollar in ETH kosten (GWEI). Das Versenden von ERC20-Token ist noch teurer. Staking, Deposits oder das Swappen von Assets kann teilweise extrem kostspielig sein. Im Bullenmarkt erreichten die Gebühren für manche Aktionen sogar mehrere hundert Dollar, was teilweise dazu führte, dass Funds stecken blieben, weil die Kosten für das Bewegen oder Swappen der Mittel ebenfalls über 100 Dollar lagen. NFT-Mints, wie der Otherdeed-Mint, haben das Netzwerk für mehrere Stunden so verstopft (sogenannte Gas-Wars), dass Gaskosten von bis zu 2 Ethereum entstanden. Diese erheblichen Nachteile in der User Experience waren gleichzeitig die Hochphase für alternative Layer-1-Lösungen (z.B.: BNB-Chain, Fantom, Avax etc.). Use-Cases außerhalb von High-Stake-DeFi und sehr teuren NFT-Sammlungen finden kaum noch Platz auf Ethereum. Dieser Fakt zeigt jedoch gleichzeitig die Begehrtheit des Ethereum Baselayer-Blocks und die damit einhergehende Sicherheit auf.
Layer-2-Lösungen wie Arbitrum, Optimism, Polygon, zkSync und Base können relativ einfach als Netzwerke zu Metamask hinzugefügt werden und bieten ein Benutzererlebnis, das dem des Ethereum Baselayer ähnlich ist. Die meisten großen Ethereum-DApps wie Uniswap, Aave, 1Inch etc. können auf den Layer-2-Plattformen identisch genutzt werden. Aus Sicht der User Experience ergeben sich jedoch zwei Probleme:
- Transfer von Funds zwischen Baselayer und Layer-2: Das Überbrücken von Funds vom Mainnet auf den Layer-2 erfordert eine teure Ethereum-Transaktion und kann sowohl beim Hin- als auch beim Rücktransfer sehr lange dauern. Besonders bei der älteren Rollup-Technologie, den Optimistic Rollups, kann dies bis zu mehrere Tage in Anspruch nehmen. Hier können zwar Drittanbieter eingesetzt werden, die den Prozess beschleunigen, aber dies verursacht zusätzliche Kosten und birgt Risiken. Alternativ können auch zentrale Exchanges (CEXes) verwendet werden, die es ermöglichen, die meisten Token und auch Ethereum entweder auf dem Baselayer oder auf den Rollups auszuzahlen.
- Fragmentierte Liquidität: Die DApps können nur die Liquidität nutzen, die sich auf dem jeweiligen Rollup befindet. Dies schafft eine schlechtere User Experience, da Slippage-Gebühren erhöht werden oder Assets möglicherweise nicht auf allen Rollups verfügbar sind.
In Bezug auf Schnelligkeit und Kosten sind die Rollups momentan ebenfalls noch eingeschränkt. Transaktionen können teilweise mehrere Sekunden dauern, bis sie durchgeführt werden, und die Kosten liegen meist zwischen 10 Cent und 1 Dollar, können aber bei hoher Auslastung auch höher sein. Auch dies ist nur für bestimmte Use-Cases akzeptabel.
In Zukunft könnte der Trend dahin gehen, den Baselayer komplett zu umgehen, indem man Funds auf einer CEX in Fiat erwirbt, direkt auf das Rollup überträgt und dort die DApps nutzt — ein Vorgang, der von der User Experience her nahezu gleich ist wie die Nutzung anderer EVM-kompatibler Chains wie BNB, Avalanche oder Fantom.
Ethereum Upgrades
Das bevorstehende Upgrade Proto-Danksharding für Ethereum könnte die Transaktionsgebühren und -geschwindigkeit um bis zu 100-fach verbessern. Dies wäre ein entscheidender Schritt für das Ethereum-Ökosystem, da zumindest die Layer-2-Lösungen damit in der Lage wären, mit Technologien wie Solana oder neueren Entwicklungen wie Aptos und SUI in Bezug auf Transaktionen pro Sekunde (TPS) mitzuhalten. Zudem würde dies auch die Realisierungsmöglichkeiten für Use-Cases wie Gaming erweitern.
Dieses Upgrade könnte die Tür für jeden neuen Marktteilnehmer, der nicht plant, eine Blockchain zu entwickeln, die in jeder Hinsicht schneller und besser ist als Solana und gleichzeitig den Netzwerkeffekt überwinden kann, weitgehend verschließen. Jeder Akteur, der eine eigene Chain für einen spezifischen Use-Case benötigt, wie zum Beispiel ein eigenes Spiel, eine Exchange, die eine eigene Chain für einen DEX wünscht, oder eine NFT-Plattform, die eine eigene Chain für ihr Produkt bevorzugt, wird wahrscheinlich entweder eine Layer-2-Lösung wählen oder eine Cosmos-Dappchain. Die Entscheidung liegt zwischen der Sicherheit des Ethereum Baselayers oder der Anbindung an das Cosmos-System. In beiden Fällen besteht die Möglichkeit der Wertextraktion, was entscheidend sein wird für solche Akteure. Hier scheint der Layer-2 mit der Sicherheit von Ethereum und der Anbindung an das Ethereum-Ökosystem attraktiver zu sein. Dennoch haben sich Projekte wie dYdX oder Celestial für Cosmos aus folgendem Grund entschieden.
Der Wechsel von dYdX von Ethereum Layer-2 StarkNet zu einer eigenen DApp-Chain im Cosmos-Netzwerk wurde hauptsächlich durch das Bestreben motiviert, das Miner Extractable Value (MEV) Problem effektiver zu bekämpfen. In ihrer eigenen Chain kann dYdX eine engere Integration zwischen dem Konsensmechanismus und den speziellen Anforderungen der Anwendung erreichen. Dies bietet bessere Kontrolle und spezifische Optimierungsmöglichkeiten, die auf Ethereum durch die Trennung von Konsens- und Anwendungsebene sowie ein breiteres Validatoren-Set schwerer zu erreichen sind. Solch eine fokussierte und maßgeschneiderte Umgebung ermöglicht es dYdX, spezifische Herausforderungen im Zusammenhang mit dem fairen und effizienten Handel besser zu adressieren.
Die Lösung für das Problem der fragmentierten Liquidität könnte möglicherweise vom Layer-2-Projekt Polygon mit seiner angekündigten Entwicklung „Polygon 2.0“ und der zkEVM (Zero-Knowledge Ethereum Virtual Machine) kommen. Dort wird von “Unified Liquidity” gesprochen, also vereinheitlichter oder gebündelter Liquidität. Die genauen Details und die Funktionsweise dieses Konzepts sind noch unbekannt, aber sollte Polygon ein System entwickeln, in dem Rollups ihre Liquidität teilen können, wäre dies in der Tat eine bemerkenswerte Innovation.
Eine solche Entwicklung könnte nicht nur für Polygon selbst, sondern auch für das gesamte Ethereum-Ökosystem einen Durchbruch bedeuten. Die Möglichkeit, Liquidität über verschiedene Rollups hinweg zu bündeln, würde viele der aktuellen Herausforderungen in Bezug auf Slippage, Handelstiefe und Nutzererfahrung adressieren. Dies könnte die Attraktivität von Ethereum und seinen Layer-2-Lösungen erheblich steigern, insbesondere für Anwendungen, die hohe Liquidität erfordern, wie DeFi-Plattformen.
Solana Upgrades
Firedancer, entwickelt von Jump Crypto (Venture Capital Firma), ist ein neuer Validator-Client für Solana, der die Leistung und Skalierbarkeit des Netzwerks noch weiter verbessern soll. Er unterstützt eine höhere Anzahl gleichzeitiger Transaktionen durch optimierte Programmiersprachen, bietet Sharding-Unterstützung für verbesserte Skalierbarkeit, nutzt optimierte Netzwerk- und P2P-Kommunikationsprotokolle und verwendet eine effizientere Version des Solana-Konsensprotokolls. In einer Demonstration verarbeitete Firedancer 1,2 Millionen TPS, und es könnte das Betreiben von Solana-Nodes noch kostengünstiger machen. Das Firedancer-Upgrade für Solana adressiert wesentliche Kritikpunkte wie die geringe Dezentralisierung, die durch den aufwendigen Betrieb der Nodes bedingt ist, sowie Bedenken hinsichtlich der Skalierungsgrenzen des monolithischen Blockchain-Ansatzes von Solana. Es ermöglicht dem Solana-Ökosystem irgendwann auch, wenn nötig, ähnlich wie Cosmos und Ethereum, horizontal zu skalieren.
Fazit zur Userperspektive
Hier wird ein wesentliches Problem aus Sicht der User Experience angesprochen: Für den durchschnittlichen Nutzer wird das Thema Sicherheit und Dezentralisierung oft erst dann wichtig, wenn etwas passiert ist. Es geht hierbei nicht um das in der Tat relevante Thema des Smart-Contract-Risikos, welches auf allen Chains gleichermaßen hoch ist, sondern um das generelle Risiko, dass die Blockchain selbst unsicher ist oder angegriffen wird. Aus der Perspektive des Nutzers ist dies ein extrem unwahrscheinliches Ereignis, das wie ein fiktives Risiko wirkt und daher schwer zu bemessen ist. Bisher gab es keine bedeutenden Angriffe auf Blockchains, die zu einem Risiko für die User-Funds geführt hätten. Die wenigen Vorfälle, die es gab, liegen entweder weit zurück in der Geschichte oder betrafen unbedeutende Chains wie Ethereum Classic (PoW). Risiken wie Inflationsbugs sind hier ebenfalls nicht das Thema, da sie auch nicht durch Dezentralisierung oder Sicherheit verringert werden.
Für den einzelnen Nutzer ist es daher oft eher eine ideelle Entscheidung, sich für ein dezentraleres und sichereres Netzwerk zu entscheiden, wenn dies mit höheren Kosten und einer schlechteren Nutzererfahrung verbunden ist. Für größere Akteure wie das traditionelle Finanzsystem, das mit der Tokenisierung verschiedenster Vermögenswerte (RWA, real world assets) in das Ökosystem drängt, mag die Sichtweise anders sein.
Ein weiterer Grund für einzelne Nutzer, das Ethereum-Ökosystem gegenüber anderen zu bevorzugen, liegt trotz der schlechten User Experience, im aktuellen Status der Netzwerke. Ethereum hat mit Abstand die meisten Nutzer, den größten Total Value Locked (TVL), die tiefste Liquidität, die meisten Entwickler und damit auch die meisten DApps. Ein Netzwerk unterliegt dem Netzwerkeffekt, und hier sind der aktuelle Status und die Wachstumsraten ausschlaggebend. Genau diese Aspekte werden in einem späteren Kapitel näher beleuchtet.
SOL, ETH und ATOM als Assets
Beim Investieren in ein Blockchain-Ökosystem ist der einfachste Ansatz der Kauf des Layer-1-Coin (ETH, SOL, ATOM) des jeweiligen Netzwerks. Allerdings ist es wichtig zu bedenken, dass der Wert des Coins nicht unbedingt den Wert des Netzwerks widerspiegelt. Es gibt Netzwerke, die überhaupt kein eigenes Coin- oder Value-Capture-Vehikel haben, wie zum Beispiel bestimmte Layer-2s wie BASE, das Internet selbst oder ein nicht börsennotiertes Social-Media-Netzwerk. Daher ist die entscheidende Frage, wie gut die Wertschöpfung eines Netzwerks mit seinem Coin verknüpft ist.
Ein komplexerer Ansatz ist es, nicht nur in den Coin des Layer-1-Netzwerks zu investieren, sondern auch in die Coins der Layer-2-Netzwerke (bei Ethereum, Abb. 8) oder Dapp-Chains (bei Cosmos). Bei Solana stellt sich aufgrund der Architektur diese Frage nicht. Die aus Investorensicht komplexeste Strategie ist zusätzlich in die Coins zu investieren, die zu den Applikationen (Dapps) gehören, die im Ökosystem angesiedelt sind (Abb. 8). In unserer Betrachtung fokussieren wir uns jedoch nur auf den ersten Ansatz.
Der Preis eines Krypto-Assets wird in der Tat durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Während das Angebot bei Kryptowährungen relativ genau bestimmbar ist, etwa durch bekannte Emissionspläne oder Umlaufmengen, ist die Identifizierung und Gewichtung der Nachfragetreiber komplexer. Zu den konkreten Nachfragetreibern gehören Nutzung für Transaktionsgebühren (Gas), Nutzung zum Validieren (Staken, Nutzung in DeFI (LP und Collateral), Nutzung für Governance, Nutzung als Geld und natürlich Spekulation (Preisanstieg). Letzteres ist ist ein wesentlicher und oft schwer vorhersagbarer Nachfragetreiber in der Kryptowelt da der stark dem Einfluss von Glauben, Hype und der Lautstärke der Community unterliegt. Eigentlich sollte Spekulation nämlich nur die Zukunft der fünf vorhergehenden Nachfragtreiber widerspiegeln.
Diese psychologischen und marktpsychologischen Aspekte können zu schnellen und starken Preisbewegungen führen, die nicht immer auf fundamentalen oder technischen Analysen basieren. Daher ist es trotz der Kenntnis von Angebot und spezifischen Nachfragetreibern oft schwierig, den Preis eines Krypto-Assets präzise vorherzusagen.
In der Dynamik von Angebot und Nachfrage in der Blockchain-Welt sind besonders die Token-Emission (Supply Inflation) und der Token-Burn (Supply Deflation) in Kombination mit den Transaktionsgebühren und dem Validierungsaufwand interessant (Abb.9). Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, dass Blockchains durch ein Set von Validatoren, die die Infrastruktur aufrechterhalten und finanzieren, betrieben werden. Diese Validatoren verkaufen Blockspace und erhalten Einnahmen auf zwei Wegen: durch Transaktionsgebühren und durch das Ordnen von Transaktionen, woraus eine Wertextraktion (MEV) resultiert. Der Nutzer (Käufer des Blockspaces) zahlt dies über Transaktionsgebühren und Slippage, wenn er DeFi nutzt. Weitere Nachfragetreiber wie oben beschrieben DeFi, Staking, Governance, Geld und Spekulation sind dynamische Elemente, die sich zwar auf den Coinpreis auswirken, aber nicht direkt in die Infrastruktur fließen, sondern sich durch Aktivität im Netzwerk zeigen, die dann als Transaktionsgebühren und MEV an die Infrastrukturanbieter (Validatoren) geht.
Eine nachhaltige Blockchain wäre also gegeben, wenn das Produkt aus Transaktionen und Transaktionsgebühren plus MEV höher ist als die Kosten für das Betreiben der Infrastruktur. Wenn dies nicht der Fall ist, müssen neue Coins gemintet (Token-Emission, Herstellung) und als zusätzliche Belohnungen an die Validatoren ausgeschüttet werden (Blockrewards). Dies führt zu einer Token-Inflation. Letztendlich werden alle Token-Inhaber dadurch verwässert und bezahlen so den Preis für die Infrastruktur. Solange die Gesamtnachfrage jedoch höher ist, ist dies in keiner negativen Preisentwicklung erkennbar. Langfristig und bei sinkender Nachfrage kann sich dies jedoch ändern. Solana und Ethereum haben einen Token-Emissions- und Verbrennungsmechanismus integriert, der bei einer gewissen Nutzung des Netzwerks (Transaktionsvolumen) bewirkt, dass mehr Tokens verbrannt als emittiert werden (Abb.10). Der Vorteil eines solchen Systems ist, dass Validatoren (Infrastruktur) immer bezahlt werden können: bei niedriger Auslastung durch Inflation (Besteuerung aller Stakeholder) und bei hoher Auslastung rein durch den Verkauf von Blockspace. Hier kann sogar eine entgegengesetzte Steuer durch Deflation entstehen, also eine Wertverteilung statt -abschöpfung.
Denkbar wäre theoretisch auch das die Validatoren rein über MEV bezahlt werden. Da MEV aber grundsätzlich mit einer schlechten Nutzerfahrung einhergeht (hohe Slippage) zielen Entwicklungen ehre darauf ab dieses zu reduzieren als zu fördern.
Die Bitcoin-Blockchain hat kein solches System integriert; hier gibt es nur eine Inflation, die jedoch alle vier Jahre halbiert (Halving) wird und damit sinkt. Die Bitcoin-Blockchain ist allerdings noch nicht nachhaltig, da Miner durch Block-Rewards incentiviert werden müssen, auch weil das PoW-System ständig externe Ressourcen (Elektrizität und Hardware) in viel größerem Ausmaß als das PoS-System verbraucht. Das Transaktionsvolumen muss noch stark ansteigen, damit die Blockchain nachhaltig wird. Ethereum ist die erste Blockchain, die dies geschafft hat (anscheinend auch Tron). Solana ist aufgrund der geringen Transaktionsgebühren und hohen Infrastrukturkosten noch weit davon entfernt. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
SOL
Im Solana-Ökosystem wird der SOL-Coin hauptsächlich als Gas-Token für Transaktionsgebühren und als Staking-Coin verwendet. Hier sind momentan 70% aller SOL im Umlauf gestakt. SOL wird nicht daneben im Solana-Ökosystem auch als Kollateral in diversen Lending- und Borrowing-Plattformen verwendet. Wichtig ist auf die Verwendung des Coins als Geld, weil auch dadurch entsteht Nachfrage nach liquiden SOL. Hier muss beleuchtet werden was neben Gas eben noch in SOL gepreist wird, zu Beispiel NFTs.
Obwohl auf vielen NFT-Handelsplattformen des Solana-Ökosystems NFTs in SOL gepreist sind werden diese auch zunehmend in Ethereum (ETH) anstelle von SOL bewertet. Diese Entwicklung zeigt die anhaltende Bedeutung und Akzeptanz von Ethereum als Preisreferenz im NFT-Markt, selbst in einem Ökosystem, das auf einer anderen Blockchain basiert.
SOL Token-Ökonomie: Aufgrund der geringen Transaktionskosten im Netzwerk, Stand November 2023, zahlen Nutzer durchschnittlich etwa 100.000 Dollar pro Tag an Gebühren, was ungefähr 2.000 SOL entspricht. Dies entspricht einen Jahresumsatz von nur rund 36,5 Millionen Dollar oder 730.000 SOL. Von diesen Einnahmen wird die Hälfte verbrannt („burned“), während die andere Hälfte an die Staker verteilt wird. Dies resultiert in einem jährlichen Burn von etwa 335.000 SOL. Dem gegenüber steht eine Inflation von derzeit 5,56%, was bei einem momentanen Umlaufangebot von 423 Millionen SOL einer Ausschüttung von etwa 23 Millionen SOL-Coins entspricht. Somit entstehen jährlich 23 Millionen neue SOL, während nur 335.000 SOL verbrannt werden (1,4%). Diese Dynamik zwischen Token-Burn und Inflation ist entscheidend für das Verständnis der Tokenomics von SOL und wirkt sich direkt auf den Wert und die Knappheit des Tokens aus (zurzeit extrem schwach).
Die jährliche Inflationsrate von SOL im Solana-Ökosystem wird schrittweise um 15% reduziert, bis sie sich schließlich bei einem dauerhaften Wert von 1,5% einpendelt. Bei einem dann zirkulierenden Angebot von 560 Millionen SOL würde dies einer jährlichen Ausschüttung von etwa 8,4 Millionen SOL entsprechen. Angesichts des aktuellen Burns von 335.000 SOL pro Jahr müsste das Transaktionsvolumen und damit die Menge an verbrauchtem SOL für Transaktionsgebühren um das 25-Fache des aktuellen Niveaus steigen, um einen konstanten Supply von SOL zu erreichen und in Richtung eines deflationären Coin zu tendieren. Dies zeigt, dass eine signifikante Steigerung der Netzwerkaktivität erforderlich wäre, um den durch Inflation entstehenden neuen SOL durch das Burning-Verfahren auszugleichen und somit eine deflationäre Dynamik zu erreichen welche bei Ethereum schon besteht. Sollte der neue Client Firedancer die Transaktionsgebühren weiter (30x) verringern könnte dies bedeuten das dieses Ziel vielleicht nie erreicht werden kann. Dies würde bedeuten das Solana Validatoren entweder durch MEV bezahlt werden müssen oder alles SOL-Stakeholder auf Dauer das Netzwerk durch die Verwässerung der eigen Coins finanzieren müssen.
Aus der Perspektive eines Stakers in Solana können derzeit Renditen von etwa 8% pro Jahr (APY) erzielt werden. Diese Rendite resultiert aus der Kombination der Inflationsrate von knapp 6% und der hohen Staking-Rate im Netzwerk, die aktuell bei circa 70% liegt.
Die hohe Staking-Rate von 70% des im Umlauf befindlichen SOL im Solana-Ökosystem ist auf das einfache System des delegierten Stakings zurückzuführen. Diese hohe Rate deutet darauf hin, dass wenig zusätzliche Nachfrage nach SOL durch zusätzliches Staking zu erwarten ist und damit eine eher schwache Auswirkung auf den Preis durch Angebotssenkung. Für Staker bedeutet dies, dass sie sich keine großen Sorgen machen müssen, ihre Staking-Erträge mit vielen weiteren Teilnehmern teilen zu müssen.
Im Gegensatz dazu liegt die Staking-Rate bei Ethereum bei etwa 23%. Hier besteht das Potenzial, dass zukünftig noch signifikante Mengen von ETH in den Staking-Vertrag wandern, was das frei zirkulierende Angebot von Ethereum reduzieren und sich potenziell positiv auf den Preis auswirken könnte. Gleichzeitig könnte eine erhöhte Beteiligung am Staking die jährliche Rendite (APY) für bestehende Staker verringern, was das Staking weniger attraktiv machen könnte.
In beiden Ökosystemen, Solana und Ethereum, spielen Liquid Staking-Protokolle eine wichtige Rolle. Diese Protokolle erstellen einen Gegen-Token für das gestakte ETH oder SOL (LST), der wiederum in DeFi-Projekten als Kollateral eingesetzt werden kann. Diese Dynamik fügt eine weitere Ebene der Komplexität hinzu, da sie zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten für gestakte Assets bietet und das zirkulierende Angebot sowie die Preisbildung beeinflussen kann.
ETH
Die Tokenomics von Ethereum sind durch eine einzigartige Dynamik von Inflation und Deflation gekennzeichnet. Aktuell entstehen pro Block 0,35 ETH (mit etwa 7.000 Blöcken pro Tag), was eine jährliche Inflationsrate von etwa 0,7% ergibt. Diese Inflation wird jedoch durch den gleichzeitigen Burn der Basisgebühren (Base Fee) in Ethereum ausgeglichen. Die tatsächliche Bilanz zwischen Inflation und Deflation hängt stark von der Netzwerkauslastung ab, da die Basisgebühr bei höherer Auslastung steigt und somit mehr ETH verbrannt wird.
Bei moderater bis hoher Netzwerkauslastung kann das Ethereum-Netzwerk sogar deflationär werden, da mehr ETH verbrannt als durch Blockbelohnungen erzeugt wird. Für das Jahr 2023, das eher schwach bullisch für Ethereum zu sein scheint, wird erwartet, dass die Deflation anhält. Dies bedeutet, dass Ethereum möglicherweise seinen “Peak Supply” überschritten hat, und der Gesamtumlauf von ETH könnte weiterhin abnehmen, solange die Netzwerkauslastung und der damit verbundene Burn von ETH die durch Blockbelohnungen erzeugte Inflation übersteigen.
Im Ethereum-Netzwerk erhalten Staker nicht nur Belohnungen aus der Netzwerkinflation und der Miner Extracted Value (MEV), sondern auch einen Teil der Transaktionsgebühren, bekannt als “Priority Fee” (Abb.11) . Diese Priority Fee wird zusätzlich zur Basisgebühr erhoben und direkt an die Staker weitergeleitet. Die Kombination dieser Einkommensquellen führt zu einer variablen Rendite für Staker. Ein Validator mit einem 32-ETH-Einsatz kann im Durchschnitt etwa drei Blöcke pro Jahr erstellen, wodurch die Rendite stark vom Zufall abhängt und zwischen 3% und 6% schwankt, je nach dem variablen Wert von MEV und Priority Fee (Netzwerkauslastung).
Liquid Staking-Protokolle (Lido Finance, Rocketpool etc.) bieten eine Möglichkeit, diese Variabilität zu glätten. Durch das Bündeln von Erträgen in sogenannten Smoothing Pools können sie gleichmäßigere Renditen bieten. Allerdings geben Staker, die Liquid Staking nutzen, einen Teil ihrer Rendite an die Node-Betreiber und das Liquid Staking-Protokoll ab. Die Rendite bei Liquid Staking liegt daher im Bereich von etwa 3,5%. Dafür können User hier beliebige Mengen an ETH staken und nicht 32 ETH Bündel.
Ethereum, als Baselayer, verzeichnet aktuell etwa 1 Million Transaktionen pro Tag, wobei die durchschnittlichen Transaktionsgebühren, die stark variieren können, bei ungefähr 10 Dollar liegen. Das entspricht einem jährlichen Umsatzspektrum von etwa 2 bis 4 Milliarden Dollar. Bei der derzeitigen Netzwerkauslastung, die 2023 leicht deflationär ist, sind die daraus resultierenden Zinssätze für Staker nachhaltig und entstehen nicht durch eine Verwässerung des Coins. Die Höhe der Transaktionsgebühren wird von den Nutzern bezahlt, weil sie einen Mehrwert in der Durchführung der Transaktionen sehen, was bedeutet, dass es sich um reale Umsätze handelt, die nicht künstlich aufrechterhalten werden.
Ethereum kann somit als ein nachhaltiges Netzwerk betrachtet werden, das Cashflow-positiv wäre, würde man es mit einem Unternehmen vergleichen. Der Cashflow fließt an die Staker und etwas mehr noch an diejenigen Staker, die auch Nodes betreiben und damit die Infrastruktur des Netzwerks bereitstellen. Als Ethereum-Halter und Staker genießt man zwar nominal geringere Renditen als bei Solana und Cosmos, aber diese Renditen stammen aus realen Umsätzen (Real Yield) in einem nicht inflationären, sogar deflationären Umfeld. Dadurch wird der Wert für die Teilnehmer des Ökosystems auf nachhaltige Weise generiert.
Mit einer aktuellen Staking-Rate von etwa 23% aller ETH im Umlauf, die im Vergleich zu anderen Netzwerken relativ gering ist, besteht noch erhebliches Potenzial, die Renditen zu reduzieren. Die Zuflüsse in den Ethereum Staking Contract waren in den letzten Monaten weniger stark und tendierten eher zu einem Gleichgewicht mit den Abflüssen. Interessanterweise stieg der Zufluss von ETH in den Staking Contract nach dem Schapella-Upgrade im ersten Quartal 2023, das erstmalig das Abheben von ETH aus dem Staking Contract erlaubte, überraschend stark an.
Mehr gestaktes ETH kann sich positiv auf den Preis von ETH auswirken, da es das zirkulierende Angebot verringert. Gleichzeitig bedeutet es jedoch niedrigere Renditen für die Staker, da die generierten Umsätze nun unter mehr Teilnehmern aufgeteilt werden müssen. Dieser Zustand spiegelt die Dynamik und das Gleichgewicht zwischen der Anreizstruktur für Staker und der Gesundheit des gesamten Ethereum-Netzwerks wider. Es ist ein Balanceakt zwischen der Anziehung neuer Staker und der Aufrechterhaltung eines attraktiven Renditeniveaus für bestehende Teilnehmer.
Layer-2-Lösungen sind ein weiterer Nachfragetreiber für ETH im Ethereum-Ökosystem. Bis auf einige Ausnahmen wie Polygon und Celo verwenden die meisten Layer-2-Plattformen ETH als ihren nativen Gas-Token. Das ETH, das in diese Layer-2-Netzwerke fließt, bleibt somit liquide. Mit dem Wachstum der Layer-2-Netzwerke in Bezug auf Transaktionsvolumen, Total Value Locked (TVL) und Nutzerzahlen wird auch die Nachfrage nach Ethereum zunehmen. Gleichzeitig generieren Layer-2-Netzwerke erhebliche Transaktionsgebühren am Baselayer, da ihre Transaktionen gebündelt und auf der Basisschicht von Ethereum in eigenen Smart Contracts abgewickelt werden, was Gas verbraucht (Abb.12). Die Kosten für einzelne Transaktionen sind auf Layer-2 deutlich geringer als auf dem Baselayer, was ja auch der Hauptzweck von Layer-2 ist.
Allerdings ergibt sich daraus ein zweischneidiges Schwert hinsichtlich des Value Captures von ETH durch Layer-2. Einerseits entziehen Layer-2-Plattformen Ethereum Transaktionsvolumen, entlasten dadurch das Netzwerk, was wiederum zu geringeren Transaktionsgebühren auf dem Baselayer führt und die Rendite der Staker beeinträchtigen kann. Andererseits machen Layer-2-Netzwerke das Ökosystem attraktiver für neue Nutzer und DApps und fördern so das Wachstum des gesamten Systems. Dies führt zu einer insgesamt deutlich höheren Anzahl an Transaktionen, die auf Layer-2 gebündelt und teilweise in Form von Gebühren an den Baselayer zurückgeleitet werden. In ferner Zukunft könnte der Ethereum Baselayer hauptsächlich die gebündelten Transaktionen von hunderten Layer-2-Netzwerken verarbeiten, während Einzeltransaktionen aufgrund der Kosten und Effizienz besser auf den Layer-2-Plattformen aufgehoben wären.
Das baldige Ethereum-Upgrade Proto-Danksharding wird eine zusätzliche Dynamik in das Zusammenspiel von Layer-1 und Layer-2 bringen, indem es die Transaktionsgebühren auf Layer-2 um das Fünfzig- bis Hundertfache reduziert.
Ethereum wird in vielen verschiedenen DeFi-Protokollen als Kollateral eingesetzt, beispielsweise sind im MakerDAO-Protokoll mittlerweile ETH im Wert von 4,3 Milliarden Dollar hinterlegt um den Stablecoin DAI zu decken. ETH ist auch in zahlreichen Liquiditätspools innerhalb der DeFi-Protokolle als verfügbare Liquidität präsent. Als Währung hat sich Ethereum mittlerweile ebenfalls etabliert. Nicht nur als Bezugsgröße für Gaskosten, sondern auch im NFT-Sektor, wo Preise häufig direkt in ETH angegeben werden, unabhängig von deren Dollarwert. Kürzlich wurden sogar Influencer-Anteile in der kurzzeitig gehypten DApp Friend.tech in ETH bewertet.
ETH hat somit eine klare Funktionalität und kann als Geld und nicht nur als reiner Utility Token betrachtet werden. Die Staking-Rendite von ETH könnte auch als eine Art Basisrendite für alle Erträge im Krypto-Bereich angesehen werden, ähnlich der “risikofreien Rendite” von US-Staatsanleihen. Dies unterstreicht die zentrale Rolle von Ethereum im Krypto-Ökosystem und seine Bedeutung als stabile Werteinheit und verlässliches Investment.
ATOM
Die horizontale Architektur von Cosmos (Abb.13), die aus vielen einzelnen Chains und einer integralen Brücke zwischen diesen besteht, führt dazu, dass es kein klares Leit-Asset für das Ökosystem gibt. Die ATOM-Chain dient nicht als zentraler Basisschicht für das Settlement, wie Ethereum oder die DOT-Chain in Polkadot, sondern war ursprünglich nur die erste von vielen angebundenen Chains. Zudem ist sie nicht die Heimat bedeutender, häufig genutzter DApps. ATOM ist auch nur der Gas-Token der ATOM Chain und nicht der der parallelen DApp-Chains. Stattdessen könnte die Osmosis-Chain mit dem OSMO-Token als Bindeglied zwischen allen Cosmos-Chains angesehen werden, da sie den zentralen DEX beherbergt, über den alle Coins und Token gehandelt werden. ATOM wird hauptsächlich als Onboarding-Chain für Funds von zentralen Exchanges genutzt, da ATOM weit verbreitet gelistet ist. Zudem leidet ATOM seit Jahren unter einer zweistelligen Inflation, was zu schwachen Tokenomics und einer beeinträchtigten Preisentwicklung führt. Hier werden nicht-Staker stark bestraft. Das Problem ist innerhalb der Community bekannt, und es werden Konzepte entwickelt, um der ATOM-Chain zusätzlichen Nutzen zu verleihen und somit eine Wertschöpfung für den Token zu generieren.
Cosmos Hub 2.0 zielt darauf ab, die Herausforderungen des ATOM-Tokens zu adressieren, indem es neue Funktionen einführt, die ATOM stärker in das Cosmos-Ökosystem einbinden. Zu diesen Innovationen gehören Interchain-Sicherheit, Liquid Staking, Interchain Scheduler und Interchain Allocator, die alle darauf abzielen, die Rolle und den Nutzen von ATOM im Netzwerk zu stärken. Darüber hinaus wird die Token-Ökonomie von ATOM überarbeitet, um die hohe Inflation anzugehen und das Angebot effektiver zu kontrollieren. Ein neues Governance-Modell wird ebenfalls eingeführt, um die Entscheidungsprozesse zu stärken und die Interessen verschiedener Stakeholder besser zu berücksichtigen. Die langfristige Wirksamkeit dieser Maßnahmen bleibt abzuwarten, aber sie stellen bedeutende Schritte dar, um die Position von ATOM im Cosmos-Ökosystem zu festigen und zu verbessern. Zudem wird selten etwas direkt in ATOM bewertet. Die geplanten Upgrades sollen diese Situation verbessern, jedoch besteht ein erheblicher Aufholbedarf gegenüber Solana und insbesondere Ethereum.
Das Staking von ATOM könnte in Zukunft eine größere Rolle spielen, insbesondere wenn das Konzept des Restakings im Cosmos-Universum sich etabliert. Dies würde bedeuten, dass das Staking von ATOM nicht nur die Sicherheit der eigenen, relativ ungenutzten Chain, sondern auch die anderer Chains oder Projekte im Cosmos-Ökosystem unterstützt, was die Nachfrage und den Wert von ATOM potenziell steigern könnte.
Spannend sind im Cosmos-Ökosystem eher die vielen einzelnen Coins der Dapp-Chains deren Funktionalität und deren Wert ähnlich zu bewerten ist wie der von DApp-Tokens in Ethereum oder Solana. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass diese Token fast immer auch zum Staking verwendet werden können, um die eigene Chain zu validieren und abzusichern. Dadurch sind sie nativ stakebar und generieren eine Basisrendite. Dies ist ein Vorteil gegenüber anderen Protokoll-Tokens, die manchmal Schwierigkeiten haben, neben ihrer Funktion als Governance-Token eine weitere Existenzberechtigung zu finden. Die Fähigkeit, als Sicherheits- und Validierungsinstrument für ihre jeweilige Blockchain zu dienen und gleichzeitig eine Rendite zu erwirtschaften, verleiht diesen Tokens im Cosmos-Ökosystem eine zusätzliche Dimension der Nützlichkeit und des Wertes.
Datenlage: Momentaufnahme und Wachstum-Trends
Momentaufnahme
Um den aktuellen Zustand eines Blockchain-Ökosystems zu beurteilen, bieten Onchain-Daten einen wertvollen Zugangspunkt. Die Bewertung der drei großen Blockchain-Ökosysteme — Ethereum, Cosmos und Solana — erfordert jedoch aufgrund ihrer unterschiedlichen Architekturen verschiedene Ansätze.
- Solana: Bei Solana ist die Analyse durch die singuläre Blockchain-Architektur vergleichsweise einfacher. Onchain-Metrics wie Total Value Locked (TVL), Stablecoin-Marketcap und Transaktionen pro Tag können direkt von der Solana-Blockchain abgeleitet werden.
- Ethereum: Bei Ethereum ist die Analyse komplexer, da der Baselayer und alle verbundenen Layer-2-Netzwerke zusammen betrachtet werden müssen. Onchain-Metrics müssen also über mehrere Layer hinweg aggregiert werden, um ein vollständiges Bild zu erhalten.
- Cosmos: Im Cosmos-Ökosystem, das aus vielen unabhängigen Chains besteht, müssen die Daten aller einzelnen Cosmos-Chains aggregiert werden. Dies kann eine Herausforderung sein, da nicht alle Daten immer eindeutig oder zugänglich sind.
TVL und der Marketcap von Stablecoins sind zwei wichtige Metriken (Abb.14), da sie schwer zu manipulieren sind und Aussagen über die Nutzung des Netzwerks in den Bereichen DeFi und Stablecoins zulassen. Die Anzahl der Transaktionen, obwohl leichter zu beeinflussen, vor allem in Netzwerken mit sehr geringen Transaktionskosten, bietet dennoch einen guten Indikator für die allgemeine Aktivität auf dem Netzwerk.
Als Hauptquelle für diese Daten kann defillama.com dienen. Diese Metriken geben Aufschluss über die aktuelle Nutzung und das Engagement im jeweiligen Ökosystem und sind daher wertvoll für die Bewertung des aktuellen Zustands dieser Blockchain-Ökosysteme.
Der Vergleich des TVL der verschiedenen Blockchain-Ökosysteme zeigt deutlich die Dominanz von Ethereum. Mit einem TVL von insgesamt 31 Milliarden Dollar (Stand November 2023) liegt das Ethereum-Ökosystem weit vor Solana und Cosmos, wobei Ethereum etwa 44-mal so viel TVL hat wie Solana und 26-mal so viel wie Cosmos. Sogar einzelne Layer-2-Plattformen von Ethereum weisen ein mehrfaches des TVL von Solana auf. Ähnlich verhält es sich bei der Marketcap der Stablecoins, was eindeutig zeigt, dass ein Großteil des Kapitals im Ethereum-Ökosystem angesiedelt ist.
Bezüglich der Nutzung von Stablecoins ist interessant, dass die Blockchain Tron mit 8,1 Milliarden Dollar in Stablecoins signifikante Mengen von Ethereum abgezogen hat, vor allem aufgrund der niedrigen Transaktionskosten, die für die Übertragung von Stablecoins entscheidend sind. Tron hat sich als Transfernetzwerk für Stablecoins mit geringen Kosten etabliert. Mit den Ethereum Layer-2-Lösungen und dem bevorstehenden Upgrade könnte es jedoch zu einer Rückbewegung des Stablecoin-Kapitals auf Ethereum kommen, da die Transaktionskosten dann vergleichbar niedrig, aber die Sicherheit des Ethereum-Baselayers höher ist als bei Tron.
In Bezug auf die Anzahl der Transaktionen pro Tag führt Solana klar. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie viele dieser Transaktionen tatsächlich von realen Nutzern stammen und wie viele durch das Konsensprotokoll oder automatisiert entstehen. Die günstigen Transaktionskosten auf Solana könnten zu einer gewissen Ineffizienz und möglichen Manipulationen führen. Im Gegensatz dazu wäre dies bei den höheren Transaktionskosten von Ethereum unwirtschaftlich. Cosmos hingegen weist insgesamt auffallend niedrige Transaktionszahlen auf, die jedoch wahrscheinlich realistische Nutzerzahlen aus echtem Bedarf widerspiegeln.
Die derzeitige Datenlage, basierend auf Informationen von Plattformen wie DeFiLama, zeigt deutlich, dass das Ethereum-Ökosystem nicht nur führend, sondern geradezu dominant ist (Abb. 15). Es konzentriert den Großteil des Kapitals, der Nutzer, der Entwickler und der DApps. Im Vergleich dazu hat Solana nur einen kleinen Bruchteil, und Cosmos, auf Grund seiner seiner fraktionierten Struktur schwerer zu bestimmen, liegt ebenfalls weit zurück.
Aus der Perspektive des Netzwerkeffekts scheint Ethereum schwer von seinem Thron zu stoßen sein. User ziehen weitere User an, Kapital zieht weiteres Kapital, Entwickler und DApps an und umgekehrt. Die Frage ist jedoch, ob die Netzwerkeffektperspektive in diesem Stadium der richtige Ansatz ist. Es könnte sein, dass wir uns insgesamt noch in einem so frühen Stadium der Krypto-Adoption befinden, dass eine überlegene User Experience — wie sie Solana bietet — der entscheidende Faktor sein könnte, der Kapital und Nutzer dazu veranlasst, sich zu verlagern.
Obwohl 31 Milliarden Dollar im Ethereum-Ökosystem nach einer erheblichen Summe klingen, wirkt dies klein im Vergleich zur Marktkapitalisierung von Unternehmen wie Apple, die alleine 2.700 Milliarden Dollar beträgt, während die gesamte Marktkapitalisierung des Krypto-Marktes nur bei etwa 1.500 Milliarden Dollar liegt. Zudem ist Krypto insgesamt noch weit davon entfernt, im Mainstream vollständig adoptiert zu sein. Diese Faktoren relativieren die scheinbar großen Unterschiede zwischen den Blockchain-Ökosystemen und deuten darauf hin, dass die aktuelle Marktdynamik sich in Zukunft noch erheblich ändern könnte. Um dies besser einzuordnen zu können schauen wir uns nun die Wachstumsdynamiken etwas genauer an.
Wachstum-Trends
Das Hauptargument einiger Ethereum-Kritiker oder Bären ist der angeblich sinkende Total Value Locked (TVL) in Ethereum im Vergleich zu einem steigenden TVL bei Solana. Allerdings liegt hier oft ein Fehler in der Datenanalyse vor. Zunächst ist es wichtig, die Preisentwicklung der zugrunde liegenden Assets zu berücksichtigen, denn natürlich beeinflusst ein Anstieg des Preises der zugrunde liegenden Assets auch den TVL-Wert (abgesehen von Stablecoins)(Abb.16). Selbst wenn der TVL in ETH gemessen (Abb.17.) tendenziell sinkt, muss ein weiterer Faktor berücksichtigt werden: Seit dem Schapella-Upgrade im April 2023 ist das Staking auf Ethereum wirklich in Gang gekommen und verzeichnet starke Zuflüsse. Dies bietet eine Art „risikofreie“ Zinsgenerierung, die in Konkurrenz zu DeFi-Zinsgenerierungstools steht. Folglich fließt Ethereum aus DeFi-Anwendungen ab, was den TVL verringert.
Wenn man Staking (einschließlich Liquid Staking) in die Betrachtung mit einbezieht, zeigt sich, dass der TVL nicht mehr sinkt, sondern sogar leicht ansteigt (Abb.18). Dies betrifft allerdings nur Ethereum selbst und nicht das gesamte Ökosystem. Entsprechend der Architektur von Ethereum mit Layer-2-Lösungen sollte der TVL vom Basisschicht auf die Layer-2 verlagert werden, was auch geschieht. Um das gesamte Ökosystem zu bewerten, sollte daher der TVL von Ethereum in Kombination mit allen Layer-2-Plattformen betrachtet werden. Dieser umfassendere Blickwinkel gibt ein genaueres Bild der Gesamtsituation und der Verteilung des Kapitals im Ethereum-Ökosystem (Abb. 19).
Obwohl der TVL auf den beiden älteren Layer-2-Plattformen von Ethereum während des Bärenmarktes 2022 ebenfalls gelitten hat, zeigt sich in der Analyse, dass sich die Trends der Layer-1- und Layer-2-Plattformen zunehmend differenzieren. In Abb. 19 ist erkennbar, wie sich die beiden Charts langsam voneinander trennen und letztlich einen leichten Aufwärtstrend erzeugen.
Beim Vergleich des TVL-Charts von Solana mit dem von Ethereum zeigt sich, dass der TVL von Solana kürzlich einen Aufwärtstrend aufzuweisen scheint (Abb. 20). Nach dem FTX-Drama Ende 2022 und den damit verbundenen Spekulationen über das mögliche Ende von Solana fiel der TVL zunächst stark, scheint aber nun einen Boden gefunden zu haben und zeigt einen Aufwärtstrend. Dieser positive Trend ist allerdings hauptsächlich auf den Preis von Solana selbst zurückzuführen. Betrachtet man den TVL in SOL nominiert, ist sogar eher ein Abwärtstrend erkennbar (Abb. 21).
Staking muss ebenfalls in die Betrachtung einbezogen werden. Allerdings verbessert sich das Bild auch dann kaum merklich, da ein großer Anteil von Solana — etwa 70% — bereits seit längerem gestaked ist (Abb. 22).
Aufgrund der vielen unterschiedlichen Chains im Cosmos-Ökosystem ist es tatsächlich schwierig, eine einheitliche Trendkurve des TVL zu erstellen. Jede Chain im Cosmos-Ökosystem operiert unabhängig mit eigenen Tokenomics und Nutzungsszenarien, was die Aggregation der Daten zu einem Gesamt-TVL komplex macht.
Abschließend lässt sich feststellen, dass Solana in den meisten preisunabhängigen Onchain-Metriken keinen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnet. Beispielsweise ist der Stablecoin-Marketcap stagnierend, mit Ausnahme einer leichten Zunahme in der Anzahl der Transaktionen und neuen Adressen. Auch die Anzahl der Core-Entwickler und Entwickler-Commits zeigt keinen Aufwärtstrend. Ethereum präsentiert zwar ebenfalls keine überwältigenden Zahlen in Bezug auf TVL und Stablecoins Wachstumtrends, jedoch sind zumindest die Entwicklerdaten (Core und Commits) leicht steigend, während Transaktionen und Adressen für den Ethereum-Basisschicht eher stagnieren.
Interessanterweise zeigt das oft kritisierte Blockchain-Netzwerk Cardano im Jahr 2023 steigende Zahlen in TVL, Stablecoin und Developer-Commits.
Insgesamt scheint der Anstieg des Kryptomarktes und insbesondere der Altcoins seit September 2023 nicht auf fundamentalen Netzwerkdaten zu basieren. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Preis entweder dem Trend voraus ist oder dass er sich von den Netzwerkfundamentaldaten abgekoppelt hat und auf Erwartungen bezüglich kommender ETFs für Bitcoin und Ethereum, dem Bitcoin-Halving oder allgemeinen kryptoökonomischen Vierjahreszyklen basiert, die möglicherweise eine selbsterfüllende Prophezeiung darstellen. Auch Makroökonomische Faktoren könnten ebenfalls eine wichtige Rolle spielen oder sogar der alleinige Grund sein. Eine pessimistischere Sichtweise wäre, dass die Preisanstiege manipuliert sind und übermäßige Liquidität erzeugt wird, um den Ausstieg des Großkapitals zu erleichtern. Hoffentlich trifft das Letztere nicht zu, aber die tatsächlichen Gründe für den jüngsten Preisanstieg im Kryptomarkt bleiben spekulativ.
Projekt-Bewegungen
Die Entscheidung verschiedener Projekte für ein bestimmtes Blockchain-Ökosystem ist in der Tat ein wichtiger Indikator für dessen Zukunftsaussichten. Diese Wahl hängt primär davon ab, ob das Ökosystem die technischen Anforderungen des Projekts erfüllt. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Solana-Konferenz Breakpoint in Amsterdam, wo der Werbeslogan “Only Possible on Solana” die besonderen technischen Möglichkeiten von Solana hervorhob. Solana wird oft für Anwendungen gewählt, bei denen hohe Transaktionsgeschwindigkeiten und niedrige Kosten entscheidend sind, wie beispielsweise bei Spielen mit einer In-Game-Ökonomie.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für ein Ökosystem ist das Vorhandensein von Kapital und Entwicklern. Obwohl Solanas als sicherer geltende Programmiersprachen Move und Rust näher an allgemein bekannten Sprachen wie Java liegen als Ethereums speziell entwickelte Sprache Solidity, entscheiden sich viele DApps dennoch für Ethereum, hauptsächlich aufgrund des dortigen großen Kapitals und der Userbasis sowie des Netzwerkeffekts. Sicherheit ist ein weiterer entscheidender Faktor, insbesondere für Finanzanwendungen und die Tokenisierung von realweltlichen Vermögenswerten (RWA), die tendenziell eher auf Ethereum stattfinden. Spiele und NFTs hingegen könnten eher auf Solana aufbauen, wo Skalierung vor Sicherheit und Dezentralisierung steht.
Was die tatsächlichen Projektbewegungen betrifft, zeigt sich ein gemischtes Bild. Während einige Projekte sich aufgrund spezifischer Vorteile wie Skalierung und niedriger Kosten für Solana entscheiden, bleiben viele andere, insbesondere solche mit einem höheren Bedarf an Sicherheit und Dezentralisierung, bei Ethereum. Dies deutet auf eine Diversifizierung innerhalb der Blockchain-Landschaft hin, wobei verschiedene Ökosysteme unterschiedliche Nischen und Anwendungen bedienen.
Pro Ethereum:
- Coinbase: Entscheidung, ihre eigene Blockchain als Ethereum Layer-2 zu entwickeln.
- Celo: Ein ehemaliger eigenständiger Layer-1, der sich entschieden hat, als Layer-2 auf Ethereum weiterzuentwickeln.
- Canto: Eine Cosmos-Chain, die EVM-kompatibel ist, wird nun ebenfalls zu einem Ethereum Layer-2.
- Worldcoin: Ein ambitioniertes Projekt von Sam Altman, das darauf abzielt, einen “Proof of Human” zu schaffen, plant, seine Coins als eigene Layer-2-Blockchain von Ethereum zu bauen.
- Shibarium: Die eigene Blockchain von Shiba Inu wird ein Ethereum Layer-2.
- PayPal: Entscheidung, ihren Stablecoin (PYUSD) auf Ethereum zu starten.
- Polygon 2.0: Polygon, ursprünglich eine Sidechain von Ethereum, entwickelt sich zu einem ZK-Rollup (Layer-2) von Ethereum.
- Near Protocol: Eine eigenständige Layer-1-Blockchain, die sich Ethereum als Datenverfügbarkeitsplattform annähert.
- OKX: Die Kryptobörse plant, ihre Chain als Polygon ZK-EVM Layer-2 auf Ethereum zu starten.
- Kraken: Gerüchte deuten darauf hin, dass auch Kraken eine eigene Chain als Ethereum Layer-2 starten möchte.
- Eclipse: Ein Ethereum Layer-2, der die Solana Virtual Machine (SVM) betreibt, ermöglicht es Solana-DApps, direkt im Ethereum-Ökosystem anzudocken.
Pro Solana:
- Visa: Visa integriert die Solana-Blockchain zur Abwicklung grenzüberschreitender Zahlungen, was die steigende Stabilität und Leistung von Solana widerspiegelt und Visas Positionierung an der Spitze der Blockchain-Innovation unterstreicht.
- Das Ethereum OG-Projekt Maker DAO, mit seinen Stablecoin DAI, plant eine eigene Blockchain zu entwickeln, hauptsächlich für die eigene Governance, wofür es die Technologie von Solana nutzen wird. Diese Entscheidung hat in der Ethereum-Community für Aufsehen gesorgt, unterstreicht jedoch die technologische Stärke und Attraktivität von Solana.
- Ein Konsortium, angeführt von Circle und dem Stablecoin USDC, hatte letztes Jahr verkündet, dass Solana zur nativen Blockchain für USDC werden soll. Dieses Statement wurde jedoch später von ihrer Webseite entfernt.
- NEON EVM arbeitet an einem Protokoll für Ethereum Virtual Machine auf Solana. Dies ermöglicht eine einfache Migration von Ethereum-DApps zu Solana und fördert die Blockchain-Interoperabilität.
- Helium (HNT), ein dezentrales Internet Konzept, hat seine eigene Blockchain zu Gunsten von Solana aufgegeben, um von erhöhter Leistung und Skalierbarkeit, besonders für IoT-Netzwerke, zu profitieren.
Pro Cosmos:
- dYdX, die größte dezentrale Perpetual-Börse, lief bis dato (Version 3) auf einem StarkWare Layer-2 auf Ethereum. Hier stieß das Protokoll nach eigenen Aussagen aber an seine Grenzen und entschied sich nun, ihre Version 4 auf einer eigenen Cosmos-Chain zu starten. Hier ist die nötige Durchsatzgeschwindigkeit vorhanden, und dYdX kann Gebühren für die erforderlichen Trades erheben und direkt an die dYdX-Staker weitergeben. Diese Migration ist eines der stärksten Argumente, die für das Cosmos-Ökosystem sprechen, da hier eine reale Anwendung mit vielen Nutzern sich aus rein technischen Gründen gegen Ethereum Layer-2 und für Cosmos entschieden hat. Zu bedenken gibt nur, dass diese Entscheidung gefallen ist vor mittlerweile 2 Jahren zu einem Zeitpunkt, wo Layer-2 technisch noch nicht auf dem Stand waren wie jetzt und ein neuerliches baldiges Upgrade die Anforderungen von dYdX vielleicht doch genügt hätte. Ob Version 5 dann doch wieder eine Layer-2 wird oder nicht, wird die Zukunft in einigen Jahren liefern.
- Der Datenverfügbarkeits-Layer Celestia (TIA), der sich als modulares Blockchain-Netzwerk beschreibt, will zwar als Datenverfügbarkeits-Layer für Ethereum agieren, hat sich jedoch entschieden, eine eigene Chain nicht als Layer-2 zu bauen, sondern als Cosmos Chain.
Zusammenfassend spricht das Projekt Migration relativ eindeutig für das Ethereum-Ökosystem. Dennoch ist es interessant, speziell im Fall von dYdX und Visa, dass sie sich hier gegen Layer-2 entschieden haben, und zwar mit sinnvollen Argumenten. Die weitere Blockchain-Auswahl von Projekten wird hier spannend sein. Andere Blockchain-Ökosysteme können hier wirklich nur vereinzelt Erfolge gegenüber den drei hier beschriebenen vorweisen, wie zum Beispiel das Polkadot-Ökosystem, das eine Mischung aus der Skalierungslösung von Ethereum und Cosmos zu klassifizieren wäre. Hier ist das momentan in aller Munde befindliche Projekt Bittensor (TAO), ein vielversprechende AI-Projekt, als eine totgesagte Polkadot-Parachain ins Rennen gegangen ist.
Risiken
Technische Risiken und Kritikpunkte
Solana versucht, eine große Anzahl von Transaktionen mit einer minimalen Unterstützung von 33% der Nodes zu verarbeiten. Das macht das Netzwerk unsicher und zentralisiert, da laut mathematischer Beweise mindestens 66% der Nodes für Sicherheit benötigt werden. So mancher Experte kritisierte das Proof-of-History-System von Solana als “Pseudowissenschaft”. Wenn 33% der Validatoren eine Version der Blockchain unterstützen und die anderen 67% eine andere, könnte dies zu einer rückläufigen Konsensfindung führen könnte, was die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Netzwerks untergräbt.
Die Konzentration von Solana-Validatoren in großen Rechenzentren bekannter Anbieter aufgrund der hohen Anforderungen an die Bandbreite stellt in der Tat einen potenziellen Angriffsvektor dar. Dies könnte insbesondere dann relevant werden, wenn Regulatoren das Betreiben von Solana-Nodes verbieten oder einschränken würden. Ein Beispiel für die Auswirkungen einer solchen Konzentration trat 2022 auf, als nach Maßnahmen des Cloud-Anbieters Hetzner, der das Hosting von Solana-Nodes untersagte, etwa 20% der Solana-Nodes offline gingen. Dieses Ereignis unterstreicht das Risiko, das mit einer hohen Zentralisierung der Infrastruktur einhergeht.
Solana verwendet den SPL-Token-Standard, der sowohl nicht-fungible (NFTs) als auch fungible Token unterstützt, im Gegensatz zu Ethereums ERC-20 und ERC-721/ERC-1155 Standards. Während Ethereum-NFT-Kollektionen üblicherweise durch einen einzigen Smart Contract mit einer festgelegten, nicht erweiterbaren Anzahl von NFTs definiert sind, sind NFTs auf Solana nicht notwendigerweise in einem einzigen Smart Contract gebündelt, was die Erweiterbarkeit von NFT-Kollektionen technisch ermöglicht und daher ein Risiko darstellt für NFT Holder verwässert zu werden.
Im Ethereum Ökosystem wird Infura stark genutzt. Infura ist ein zentralisierter Service, der Entwicklern und Unternehmen den Zugang zur Ethereum-Blockchain erleichtert, stellt jedoch im Ethereum-Ökosystem ein Zentralisierungsrisiko dar, da viele Ethereum-Dienste darauf angewiesen sind. Dies schafft einen einzigen Ausfallpunkt und widerspricht dem dezentralisierten Ansatz der Blockchain. Infura kontrolliert die bereitgestellten Daten, was Bedenken hinsichtlich Datenintegrität, Zensur und Datenschutz aufwirft. Zudem könnte die Abhängigkeit von Infura die Dezentralisierung des Netzwerks verringern, da sie Nutzer davon abhält, eigene Nodes zu betreiben.
Das Liquid Staking Protocol Lido Finance kontrolliert mittlerweile etwa 32% des auf Ethereum gestakten Vermögens, was nahe an der kritischen Grenze von 33% liegt, ab der ein einzelner Staker theoretisch Probleme für das gesamte Netzwerk verursachen könnte. Besonders bedenklich wird es bei einem Anteil von 51%, da hier die Möglichkeit zur Netzwerkübernahme besteht, während eine vollständige Kontrolle bei 66% des Stakes erreicht wäre. Kritiker sehen darin eine erhebliche Gefahr für die Netzwerksicherheit und Dezentralisierung. Als Gegenargument wird jedoch angeführt, dass Lido Finance seine Ethereum-Stakes auf derzeit 32 verschiedene Node-Betreiber verteilt. Daher könnte Lido selbst keine einseitigen Aktionen durchführen, ohne die Node-Betreiber einzubeziehen. Nichtsdestotrotz würde es für Regierungen oder andere externe Akteure einfacher sein, Einfluss auf das Netzwerk auszuüben, wenn sie nur an wenigen Stellen ansetzen müssten, um Zugang zum Basisprotokoll zu erlangen.
MEV (Miner extracted Value). Fairerweise muss man sagen das MEV kein Ethereum exklusives Problem darstellt sondern auf allen Blockchains zuhause ist. Da aber auf Ethereum das größte Defi-Ökosystem ist scheint es hier zum erste mal signifikant auf.
Als Betreiber einer Ethereum Node übernimmt man zwei Hauptaufgaben: das Attestieren von Blöcken und das gelegentliche Erstellen (Proposing) neuer Blöcke. Ein Validator mit einem Einsatz von 32 ETH erstellt durchschnittlich etwa drei Blöcke pro Jahr. Beim Erstellen eines Blocks hat der Validator die Freiheit, die Transaktionen nach Belieben anzuordnen und eigene Transaktionen einzufügen. Diese Möglichkeit wird oft für Arbitrage-Strategien in DeFi-Protokollen genutzt, indem bestimmte Transaktionen bevorzugt verarbeitet werden, ein Vorgang bekannt als MEV. Dies stellt ein inhärentes Thema in Blockchains dar, auf denen DeFi betrieben wird.
In der Praxis wählen Node-Betreiber häufig ein MEV-Boost-Paket, das einen Blockbuilder auswählt, um den Block zu erstellen, und ein Relay, um diesen zu überprüfen, bevor der Validator den Block vorschlägt. Sowohl der Blockbuilder als auch das Relay erhalten für ihre Dienste einen Anteil (etwa 5%) des erzielten MEV, der dann dem Validator, der den Block vorgeschlagen hat, zusteht (https://www.relayscan.io/overview).
Als die Office of Foreign Assets Control (OFAC) Tornado Cash am 8. August 2022 auf die Sanktionsliste setzte, wurde die Dezentralisierung des Ethereum-Netzwerks auf die Probe gestellt. Das Frontend von Tornado Cash wurde zunächst abgeschaltet, aber schnell durch dezentrale Frontends über IPFS ersetzt. Flashbots, einer der größten Blockbuilder und Relays und in den USA ansässig, entschied sich, OFAC-konform zu sein. Dies führte dazu, dass alle von Flashbots gebauten Blöcke von Tornado Cash-Transaktionen bereinigt wurden, was einer Form von Zensur gleichkam. Zu Spitzenzeiten nutzten 90% aller Node-Operatoren Flashbots als ihr MEV-Paket, was dazu führte, dass Tornado Cash-Transaktionen zwar nicht zensiert, aber oft verzögert wurden, da sie erst in Blöcken von Node-Betreibern aufgenommen wurden, die nicht Flashbots für MEV verwendeten. Mit der Zeit sank dieser Anteil wieder auf unter 30%. Der “Test” der Dezentralisierung und Widerstandsfähigkeit des Ethereum-Netzwerks wurde somit zufriedenstellend bestanden, da Tornado Cash weiterhin genutzt wird und einwandfrei funktioniert.
Neben der fehlenden Wertschöpfung eines einzelnen Coins im Cosmos-Ökosystems (ATOM) ist vor allem die Sicherheit er Dapp-Chains potentiell gefährdet. Die begrenze Anzahl an Validatoren und gemeinsamer ökosystemübergreifender Regeln könnte zur Absprache von Validatoren führen um Wert zu extrahieren.
In den einzelnen Chains des Cosmos-Ökosystems ist die Dezentralisierung relativ begrenzt, da eine kleine Anzahl von Validatoren (60–150) dominieren kann, was zu einer zentralisierten Kontrollstruktur führt. Das vorübergehende Stoppen einzelner Chains im Cosmos-Ökosystem ist kein seltenes Ereignis. Technische Anforderungen und hohe Stakes erschweren die Teilnahme kleinerer Akteure, was die Hürden für eine echte Dezentralisierung erhöht. Diese Konzentration beeinträchtigt die Netzwerksicherheit und die Widerstandsfähigkeit gegen zentralisierte Angriffe, was die Glaubwürdigkeit des Ökosystems als dezentralisiertes System in Frage stellt.
Regulatorisches Risiko
Bei der Bewertung der drei Ökosysteme unter dem Aspekt des regulatorischen Risikos kann Ethereum sich ebenfalls abheben. Sowohl in der SEC-Klage gegen Coinbase im Frühjahr 2023 als auch in der aktuellen Klage gegen die Kryptobörse Kraken (Abb. 24.) wurde Ethereum nicht als Security erwähnt. ATOM und SOL hingegen schon. Auch keiner der Layer-2 Coins — mit Ausnahme von MATIC — sowie keiner der anderen Cosmos Coins wurde erwähnt. Zudem ist die mehrfache Einreichung eines Ethereum Spot ETFs und das Vorhandensein eines Ethereum Futures ETFs, der bereits von der SEC zugelassen wurde, ein weiterer Hinweis darauf, dass Ethereum höchstwahrscheinlich nicht als Security deklariert wird. Außerdem hat eine Kryptobörse, EDX, es offiziell geschafft, sich bei der SEC zu registrieren, und hier wurde Ethereum als einer der handelbaren Assets neben BTC, BCH und LTC genannt.
Der Fall Ripple (XRP) gegen die SEC, der zugunsten von Ripple entschieden wurde, spricht dafür, dass weder ETH noch SOL oder ATOM als Securities deklariert werden. Dennoch scheint das regulatorische Risiko bei Ethereum weitaus geringer zu sein als bei den beiden Kontrahenten.
Risiko durch weiter Kompetitoren
Andere Konkurrenten im Kampf um die Vorherrschaft in der Layer-1-Blockchain-Welt sind Chains aus vergangenen Zyklen wie Cardano (ADA), Polkadot (DOT), Avalanche (AVAX), BNB Chain (BNB), Tron (TRX), Fantom (FTM), Radix (XRD) und Terra Luna 2.0 (LUNA). Auch neue Technologiekonzepte (next generation) wie Aptos (APT), Sui (SUI), Near Protocol (NEAR), Algorand (ALGO), Aleph Zero (AZERO), Internet Computer (ICP) und Kaspa (KAS) sind erwähnenswert.
Von diesen Chains sticht Cardano hervor, da es als eine der wenigen Chains tatsächliches On-Chain-Wachstum verzeichnen kann (Abb. 23). Cardano wählte immer einen langsamen, akademischen Ansatz, um ein Layer-1-Ökosystem zu etablieren, blieb dadurch jedoch größtenteils in seiner eigenen Community verhaftet und tut sich schwer, einen effektiven Marketingauftritt nach außen zu gewährleisten.
Polkadot weist hohe Entwicklerzahlen und Commits auf, hat aber keine funktionalen DApps vorzuweisen. Auch das Konzept der Parachain-Auktionen scheint nicht erfolgreich gewesen zu sein. Die User-Experience ist bei weitem die schlechteste, aber dennoch ist das meistgehypte AI-Kryptoprojekt Bittensor (TAO) auf einer DOT-Parachain. Die Ethereum-Kopien BNB Chain, Fantom und Avax haben nach wie vor eine gewisse Traktion, aber seit dem Aufkommen von Layer-2 erscheint ihre Daseinsberechtigung für diese Art von Layer-1-Netzwerken fraglich zu sein. Avalanche versucht sich im Gaming-Sektor zu etablieren, und hier sind Prognosen schwer zu treffen — ein Killer-Game könnte hier alles verändern. Tron hat, wie oben beschrieben, einen großen Teil der Stablecoin-Aktivität beherbergt und muss sich nun mit den Layer-2-Netzwerken im Kampf um diesen Sektor messen. Terra Luna ging mit dem Kollaps eines ganzen Ökosystems in die Krypto-Geschichte ein, und ihre Nachfolge-Chain erfährt massiven Vertrauensverlust und scheint wenig Chancen zu haben, sich zu etablieren — es fehlt auch der Unique Selling Point (USP) dieser Chain.
Was die neueren Projekte und ihre angeblich überlegenen technologischen Konzepte betrifft, ist es noch schwer zu sagen, ob sie signifikanten Markanteil erringen können. Selbst eine bessere Technologie kann den Netzwerkeffekt der etablierten Systeme womöglich nicht mehr ausgleichen. Keine der genannten Chains hat bisher signifikante Traktion von Nutzern, Kapital und DApps erlangt. Dennoch könnte der Gesamtmarkt kleiner als gedacht sein, und einzelne Killer-DApps könnten hier den Unterschied ausmachen. Die Zeit wird zeigen, wie sich diese Entwicklungen gestalten.
Aktuelle Marktanaylse
Marktkapitaliserung
Grundsätzlich muss man bei der Vergleichsanalyse der drei Ökosysteme die Risk/Reward-abhängige Portfolio-Gewichtung definieren, indem man die Marktkapitalisierung vergleicht. Das Ethereum-Ökosystem ist hierbei 12 bzw. 16 mal größer vom Marketcap als die beiden Kontrahenten Solana und Cosmos (Abb.25). Insofern ist es natürlich klar, dass Solana und Cosmos stärkeren Preisbewegungen ausgesetzt sind, wenn es zu Kapitalzu- und -abflüssen kommt. Ethereum ist hier das weitaus schwerere bzw. trägere Vehikel. Damit einher geht aber auch das geringere Risiko, sollte es zu einem plötzlichen Einbruch der Märkte kommen, sei es durch ein Black Swan Event oder durch eine generelle makroökonomische Marktumkehr. Zum Beispiel hat Ethereum vom All-Time-High zum Tiefpunkt im letzten Marktzyklus -81% verloren, Solana hingegen -97% und ATOM -88%. Das erscheint zunächst als kein großer Unterschied, es ist aber zu bedenken, dass zwischen -80% und -90% ein Unterschied von 2x liegt.
Weiterhin ist zu beachten, dass bei der Vergleichsanalyse der Ökosysteme alle Coins dieser Ökosysteme addiert werden müssen. Bei Solana ist dies aufgrund seiner Architektur unnötig, aber bei Ethereum und Cosmos sind in der gezeigten Tabelle die Marktkapitalisierungen der einzelnen Coins aufgeführt, summiert und in ein Verhältnis gesetzt (Abb. 25). Investitionen in diese beiden Ökosysteme sind daher natürlich auch schwieriger, weil viele verschiedene Coins im ungefähren Verhältnis ihrer Marktkapitalisierung zu kaufen und zu gewichten sind.
Die Preisperformance von SOL gegenüber Ethereum und ATOM war im Jahr 2023 natürlich herausragend (Abb.26). Ethereum und die meisten seiner Layer-2 Coins haben sogar im Vergleich zu Bitcoin stark underperformt. Der ATOM Token von Cosmos zeigte sich noch schwächer, ist aber, wie bereits mehrfach erwähnt, nur einer von vielen Coins im Cosmos-Ökosystem und zudem einer starken Inflation ausgesetzt, die allerdings durch Staking kompensiert werden kann. Andere Token im Cosmos-Ökosystem, wie KUJI, TIA oder RUNE, haben ähnlich stark wie Solana performt. Eine ausgeglichene Allokation zum gesamten Cosmos-Ökosystem sollte daher ungefähr eine Performance zwischen Solana und Ethereum aufweisen.
All diese Performances liegen nun in der Vergangenheit und könnten aber Indikatoren für die Gesamtperformance der Ökosysteme in diesem Bullenzyklus sein, sofern einer eintritt. Demgegenüber steht die Sichtweise, dass Ethereum und teilweise auch Cosmos hier noch Aufholpotential haben. Im Krypto-Bereich geht es immer um Narrativen. In etwa zweimonatigen Zyklen durchläuft die gesamte Community eine Narrative, mal dreht sich alles um Solana, dann um Telegram-Bots, dann ist das Cosmos-Ökosystem angesagt und dann wieder Layer-2. Es könnte durchaus sein, dass die Stimmung bald wieder in Richtung Pro-Ethereum wechselt, ausgelöst beispielsweise durch das Proto-Danksharding-Upgrade. Deshalb ist es ratsam, nicht immer in die aktuelle Narrative zu investieren, da der Anstieg hier bald vorbei sein kann und die Aufmerksamkeit zum nächsten Trend wechselt. Klug ist es daher, die Coins und Token aufzusammeln, wenn gerade wenig Aufmerksamkeit auf der entsprechenden Narrative liegt.
Grayscale-Trust Preiseinfluss
Ein weiteres Argument für das momentane Underperforming von Ethereum im Vergleich zum restlichen Kryptomarkt ist der Grayscale Ethereum Trust. Dieser Trust wies einen relativ hohen Rabatt im Vergleich zum Spotpreis von Ethereum auf, der bis zu 40–50% betrug. Erst in den letzten Wochen und Tagen hat sich dieser Rabatt auf bis zu minus 15% reduziert (Abb. 27). Dies bedeutet, dass institutionelle Investoren, die Ethereum ebenso wie andere Coins kaufen möchten, zuerst den Grayscale Trust mit seinem großen Rabatt erwerben, insbesondere in der Erwartung, dass dieser möglicherweise bald in einen ETF umgewandelt wird, bevor sie Ethereum direkt kaufen. Dies führt dazu, dass dieser “Puffer” erst aufgebraucht werden muss, bevor wirklich mehr Kapital direkt in Ethereum fließt.
Die These ist, dass der Rabatt des Trusts unter 10% fallen muss, da erst dann der Kauf des Trusts weniger interessant wird als der direkte Kauf von Spot Ethereum. Ähnliches wurde bei Bitcoin beobachtet: Der Grayscale Bitcoin Trust hat seinen Rabatt von minus 30–35% auf nun minus 10% reduziert. Hierbei ist anzumerken, dass der Bitcoin-Preis bereits gestiegen ist, bevor sich diese Kluft zu schließen begann. Dies könnte wiederum damit erklärt werden, dass es für institutionelle Investoren andere Wege gibt, in Bitcoin zu investieren, was bei Ethereum noch nicht der Fall ist.
Fazit
Es ist an der Zeit, ein Fazit aus den Erkenntnissen zu den drei Wettbewerbern Ethereum, Solana und Cosmos zu ziehen, um darauf basierend eine Portfolio-Allokation für das eigene Portfolio zu bestimmen. Technologisch haben alle drei Systeme ihre Vor- und Nachteile. Ethereum ist die älteste Chain, und ihre heutige Architektur ist teilweise diesem Alter und der Entwicklung über die Zeit geschuldet. In den Optimierungsprozess von Ethereum sind Millionen von Stunden an Brainpower geflossen, und es wurde kontinuierlich verbessert. Dennoch könnte man argumentieren, dass, würde Ethereum heute noch einmal von Grund auf neu gestartet, möglicherweise Änderungen in der Grundstruktur gewählt werden würden, und hierbei könnte die Architektur von Solana eine mögliche Wahl sein. Auf der anderen Seite hat Ethereum durch seinen früheren Start den First-Mover-Vorteil, den es eindrucksvoll durch aktuelle Daten wie TVL, Stablecoins und Entwickleraktivität beweist.
Solana beeindruckt durch eine Technologie, die das Versprochene liefert: Die Chain ist extrem schnell und sehr kostengünstig. Seit fast einem Jahr gibt es keine Ausfälle mehr, was laut eigenen Angaben durch ein technologisches Upgrade gelöst wurde. Dennoch bleibt bei Solana der fahle Beigeschmack, dass es möglicherweise wieder zu Ausfällen kommen könnte, wenn das Transaktionsvolumen die Spitzenwerte des Bullenmarktes von 2021 übertrifft. Die volle Auslastung des Solana-Netzwerkes ist also noch nicht vollständig erprobt. Auch in Bezug auf die Kosten der Transaktionsgebühren bleibt abzuwarten, ob Solana diesen Test bestehen und nachhaltig skalierbar und kostengünstig bleiben kann. Zudem stellt sich die Frage, ob Solana auch ausreichend dezentralisiert ist. Dieser Test steht noch aus, während Ethereum diesen mit der OFAC-Sanktionierung von Tornado Cash zufriedenstellend bestanden hat. Was würde passieren, wenn dies Solana oder auch einer der Cosmos Chains passieren würde — wäre das Protokoll weiterhin verfügbar? Denn nur dann macht Dezentralisierung wirklich Sinn, wenn Protokolle unlöschbar und unaufhaltsam weiterarbeiten, egal wer versucht, dies zu stoppen.
Cosmos zeigt seinen Erfolg durch das Onboarding weiterer Projekte und Dapp-Chains. Die parallele Struktur mit der inhärent integrierten Brücke scheint für viele Anwendungen sinnvoll zu sein. Als Investitionsvehikel ist Cosmos jedoch schwieriger zu handhaben als Ethereum und Solana, und es fehlt auch der Geldcharakter der Cosmos-Assets.
Der Vergleich des Ethereum-Ökosystems mit den beiden Kontrahenten hinkt in gewisser Weise auch daran, dass hier ein etabliertes Blockchain-Ökosystem, das mittlerweile nachhaltig funktioniert und den Großteil der gesamten Aktivität des Kryptouniversums (mit Ausnahme von Bitcoin) dominiert, mit zwei neueren Ökosystemen verglichen wird, die um ein Vielfaches kleiner sind, aber momentan einen Großteil der Aufmerksamkeit bekommen. Es ist vergleichbar mit der Gegenüberstellung eines cashflow-positiven Konzerns mit zwei aufstrebenden Startups im selben Sektor. Natürlich haben Startups ein größeres Wachstumspotenzial, aber gleichzeitig auch mehr Risiko.
Solana gewinnt eindeutig in der Perspektive der Nutzererfahrung (User Experience). Die Transaktionen sind nicht nur kostengünstig, sondern alles findet auch auf einer einzigen Chain statt, wodurch das Bridging von Assets überflüssig wird. Alle DApps können frei miteinander kommunizieren, und auch die vorhandenen Wallets sowie der Staking-Prozess sind gut gestaltet. Dies ist auch der Hauptargumentationspunkt vieler Influencer. Aus Unternehmersicht ist die User Experience entscheidend dafür, ob ein Produkt Mainstream-Adoption erfährt oder nicht.
Aber Krypto dreht sich nicht nur um die User Experience. Im Kryptobereich geht es auch um Sicherheit und Dezentralisierung, vor allem im Finanzsektor — genau deshalb ist dies der erste Use-Case von Krypto. In Sachen Accounting, Finanzen und Geld kann es entscheidend sein, Sicherheit und Dezentralisierung (zusammengefasst: Resilienz) über die User Experience zu stellen. Ob Solana auch in diesen Aspekten liefern kann, steht noch in den Sternen. Sicherheit und Dezentralisierung sind in der Krypto-Welt unerlässlich, um Vertrauen und Stabilität zu gewährleisten, besonders wenn es um finanzielle Transaktionen und Werte geht. Das Ethereum-Ökosystem könnte genau deshalb auch sich in diesem Bereich etablieren und Solana und Comsos in anderen Bereichen wie Gaming, NFTs, AI oder Metaverse.
Grundsätzlich ist es vorstellbar, dass es ein Multichain-Universum geben wird, in dem die zugrundeliegenden Blockchain-Protokolle so sicher und gut miteinander verwoben sind, dass man als Nutzer gar nicht mehr weiß, auf welcher Chain man sich gerade befindet. Vielleicht ist daher auch Platz für alle drei — Ethereum, Solana und Cosmos — oder sogar noch mehr Blockchain-Ökosysteme.
Diese Vision eines nahtlos integrierten Multichain-Universums würde die Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains auf ein neues Niveau heben, wodurch Nutzer von den Stärken jedes einzelnen Systems profitieren könnten, ohne sich um die technischen Details kümmern zu müssen. Dies könnte eine neue Ära der Blockchain-Technologie einläuten, in der die Grenzen zwischen verschiedenen Ökosystemen zunehmend verschwimmen und die Nutzererfahrung in den Vordergrund rückt.
Bemerkenswert ist, dass seit Oktober 2023, obwohl die Altcoin-Märkte wieder angesprungen sind und alle drei Ökosysteme im Preis zunehmen — Solana allen voran –, eigentlich kein Wachstum in den On-Chain-Daten zu verzeichnen ist. Bei Solana ist dies sogar noch weniger der Fall als bei Ethereum und Cosmos. Von daher kann man nicht unbedingt behaupten, dass Solana und Cosmos die besseren Investments sind, nur weil sie stärker wachsen. Die Erzählnarrative auf Crypto-Twitter scheint jedoch eine andere zu sein, wo anscheinend links und rechts neue Projekte starten, vor allem mit Fokus auf Solana. Entweder eilt hier der Preis der eigentlichen Entwicklung voraus, oder es sind rein makroökonomische Faktoren ausschlaggebend.
Entscheidend werden auch die Updates von Ethereum sein, insbesondere mit Proto-Danksharding. Wenn die Transaktionskosten auf Layer-2 in Konkurrenz zu Solana stehen, wird es spannend. Neue Blockchains, die den Layer-1-Use-Case anstreben, sind dann zumindest nicht mehr zu erwarten, denn wozu eine neue Chain, wenn ich das Sicherheitsfundament von Ethereum nutzen und einen klaren Entscheidungsweg vorgeben kann. Ob Ethereum damit auch im Gaming-Sektor Fuß fassen oder den Payment-Use-Case gewinnen kann bzw. Stablecoins von Tron zurückholen kann, bleibt abzuwarten.
Ökosystem Portfolio Allokation
Bitte beachte, dass die bereitgestellten Informationen keine Finanzberatung darstellen und lediglich zu Informationszwecken dienen. Investieren in Kryptowährungen birgt ein hohes Risiko und ist möglicherweise nicht für jeden geeignet. Es liegt in der Verantwortung des Lesers, seine eigene Recherche durchzuführen und unabhängige Beratung einzuholen, bevor er eine Investitionsentscheidung trifft.
Als Investor steht man am Ende oft vor der schwierigsten Frage: Wie sollte man die gesammelten Erkenntnisse gewichten, auf der Zeitachse einordnen und welche unbekannten Informationen, die möglicherweise einen erheblichen Einfluss haben könnten, müssen berücksichtigt werden? Letztlich bleibt nur die Strategie der Diversifikation, indem man auf alle drei Ökosysteme — Ethereum, Solana und Cosmos — setzt und sie nach Erfolgswahrscheinlichkeit gewichtet. Hierbei spielt auch die Zeitachse des anstehenden Bullenzyklus eine entscheidende Rolle.
Ein langfristig ausgerichtetes Portfolio, das auch einen kommenden Bärenmarkt überstehen soll, sollte wohl eher eine Gewichtung in Richtung Ethereum aufweisen, mit einem Fokus auf Staking, um Cashflow zu erzeugen. Ein kurzfristiger ausgerichtetes Portfolio speziell für diesen Zyklus könnte eher in Richtung Solana und Cosmos gewichtet sein (Abb. 28).
Auch die Berücksichtigung weiterer Wettbewerber in einem kleineren Grad kann sinnvoll sein, sofern die Größe des Portfolios dies zulässt. Abschließend sind beide Portfoliovarianten in Abb. 28 dargestellt.
Wir hoffen, dass der Artikel wertvolle Informationen für den Leser bereithält und zu besseren Entscheidungen führt. Wir freuen uns auf eure Kommentare. Bitte beachten Sie auch die nachfolgenden Hinweise.
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